Parallel zu „Terminal City Ricochet“ hat Alternative Tentacles noch einen zweiten Film veröffentlicht, in dem Jello Biafra einst mitgespielt hat. „The Widower“ stammt aus dem Jahre 1999 und war damals eine kleine Independent-Produktion, die im Vergleich zu „Terminal City Ricochet“ handwerklich wesentlich besser gemacht ist.
Dennoch: Von einem cineastischen Meisterwerk ist „Der Witwer“ weit entfernt, entsprechend näher dran am Schaffen eines Roger Waters als dem von David Lynch, die beide seitens Alternative Tentacles als Einflüsse von Regisseur Marcus Rogers genannt werden.
Die Story ist schnell erzählt: Milton Smythe, gespielt von Shawn Milsted, liebt seine Frau, und daran kann auch ihr unfallbedingtes Dahinscheiden nichts ändern. Also hegt und pflegt Milton den Leichnam, macht mit der schon etwas todesfleckigen Gattin Ausflüge, geht mit ihr Tanzen, wobei der alten Nachbarin Mrs.
Wutzernaim-Hirsch auffällt, dass da irgendwas nicht stimmt. Sie ruft die Cops, und da der Plot in San Francisco angesiedelt ist, ist der Kojak-Lookalike Detective Rind gleich in doppelter Hinsicht der Partner seines Kollegen.
Die beiden sind dennoch holzköpfige Donut-Fresser und Nullchecker, und so holpert die Story mit dem ein oder anderen weiteren Todesfall und aufgelockert durch seltsame Traumsequenzen mit Kreuzigungsszenen vor sich hin.
Spannende Unterhaltung geht anders, aber der Trash-Faktor ist hoch, die Ideen skurril bis bescheuert, aber man darf sich an Aufritten von Jello Biafra, Joey „Shithead“ Keithley (D.O.A.) und Nardwuar The Human Serviette erfreuen.
Ersterer gibt einen für Sonderwünsche offenen Bestatter sowie Satan persönlich, zweiterer einen übellaunigen Bartender, und letzterer den Donutverkäufer, was den Spaß an diesem Film erheblich steigert, wie auch die Musik, die als separate Soundtrack-CD beiliegt und mit Surf und Punk von THE ASTRONUTS, THE SMUGGLERS, HUEVOS RANCHEROS, D.O.A., THE LOUDMOUTHS, THE PROBLEMATIC, THEE GOBLINS, NEKO CASE AND HER BOYFRIENDS und einigen anderen mehr zu gefallen weiß.
Unterm Strich ein cooles Package in Sachen Punkmovie-Geschichte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Joachim Hiller