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The Vinyl Revival

England tickt in popkultureller Hinsicht von jeher anders, alle Phänomene treten intensiver auf. So auch der Vinyl-Hype. In Deutschland war Vinyl nie ganz weg, seit ein paar Jahren erlebt es ein Revival, die verbliebenen Plattenläden können (Stand vor Corona) eher wieder überleben. Das Bild, das in dieser Doku (beteiligt waren die „Last Shop Standing“-Macher Pip Piper und Graham Jones) aus dem Jahr 2018/2019 von der britischen Plattenladen-Landschaft gezeichnet wird, ist wesentlich euphorischer: Umsatzsteigerungen, Neueröffnungen, ein Boom wird hier dargestellt in Interviews mit Musiker*innen, Labelmacher*innen, Kulturwissenschaftler*innen und Ladenbetrei-ber*innen. Und immer wieder ertappe ich mich bei den Interviews (viele Gesprächspartner aus dem hippen London, oder täuscht das?) bei dem Gedanken „Echt jetzt? So krass geht/ging das in UK ab?“ Ich schätze, die gleiche Doku mit deutschen Gesprächspartnern würde etwas nüchterner klingen. Dennoch, es macht Spaß zuzuhören, wenn Menschen, darunter Nick Mason von PINK FLOYD, Philip Selway von RADIOHEAD und Ade Utley von PORTISHEAD, über ihre Vinylleidenschaft plaudern. Wirklich tiefgründig oder analytisch wird es aber nicht, es ist alles eher „moody“, und nur Gutes über den Record Store Day, obwohl der der doch mittlerweile von den Releases her wie eine Resterampe wirkt. Zu viel Punk und Hardcore darf man auch nicht erwarten, es ist eher ein Blick auf britischen Indie-Mainstream, wobei das mir nur sehr am Rande bekannte Label Distiller stark im Vordergrund steht. Dennoch, macht Spaß, aber eher aus Fan- denn als Business-Sicht, und leider wirkt durch Corona alles überholt. Mal schauen, was nach der Krise übrig ist an Plattenläden ...