Mit diesem Viererpack ist Teil drei des CURE-Rerelease-Projektes abgeschlossen, liegen nun alle klassischen Alben der Band um Robert Smith in aufwendiger Deluxe-Edition vor, jeweils als Doppel-CD (zum einen das originale Album, zum anderen Demo- und Live-Aufnahmen aus der gleichen Phase) im aufwendigen Klapp-Digipak nebst Booklet mit allen relevanten Hintergrundinfos.
Hier bleiben absolut keine Wünsche offen, in dieser Art und Weise will man Rereleases grundsätzlich sehen. Mit "Pornography" von 1982 hatten THE CURE für mich ihre letzte klassische Platte aufgenommen, war die Phase, als die Band den düsteren Soundtrack für die Lebenskrisen bleichgesichtiger Post-Punk-Nerds lieferte, abgeschlossen.
Schon das grellbunte, indisch anmutende Coverartwork vom 1984er-Album "The Top" unterstrich diesen Eindruck, und die Musik war sonniger, fröhlicher, poppiger als wir das damals wahrhaben wollten, und mit "Caterpillar" hatten Smith & Co.
einen richtigen Hit, der neben dem Opener "Shake dog shake" den Höhepunkt des Albums darstellt. Entstanden war das Album in einem Kraftakt Smiths ohnegleichen, arbeitete er doch parallel auch am neuen Album von SIOUXSIE & THE BANSHEES mit, spielte teilweise alle Instrumente außer Schlagzeug im Alleingang ein.
Nur ein Jahr später, 1985, hatte Smith bereits ein neues Album am Start, und war auf "The Top" Laurence Tolhurst der einzig verbliebene Originalmitstreiter gewesen, war jetzt auch wieder Bassist Simon Gallup am Start.
Mit "The Head On The Door" setzten THE CURE den Weg weg von düsterer Wave-Band hin zu smarter Pop-Band fort, und bereits der Opener "Inbetween days" war ein Hit, ein fröhlicher, unbeschwerter Song, aber doch unverkennbar THE CURE.
Und mit dem genauso eingängigen "Close to me" war sogar ein weiterer Hit am Start, während mein bevorzugter Albumtrack immer das dramatische "A night like this" war. Und hatten THE CURE ihre englische Heimat von jeher chartsmäßig im Griff, schafften sie es mit "The Head On The Door" auch in den USA in den Mainstream vorzudringen.
Mit "Kiss Me Kiss Me Kiss Me" von 1987 veröffentlichten THE CURE dann in unveränderter Besetzung gleich ein Doppelalbum. Jawohl, in der Prä-CD-Ära waren Alben, die wie dieses bei 18 Songs auf rund 75 Minuten Spielzeit kommen, eine teure und entsprechend besondere Angelegenheit, waren doch zwei schwarze 12"-Scheiben nötig, um alles unterzubringen, wohingegen im CD- und mp3-Zeitalter kaum noch eine Band darauf achtet, ob ein Album nun die Vinyl-Grenze von rund 45 Minuten einhält.
Soundmäßig setzte "Kiss Me ..." den mit "The Top" eingeschlagenen Weg weiter fort, und mit dem smoothen "Catch", dem grandiosen, euphorischen "Why can't I be you", dem schmusigen "Just like heaven" (auch grandios von DINOSAUR JR gecovert) und dem verblüffend funkigen "Hot hot hot!!!" waren gleich vier internationale Hits enthalten, waren die Briten nun auch in den USA als Popgröße etabliert, hatten sie aber auch den düsteren Sound der frühen Achtziger mit Nummern wie "A thousand hours" oder "Shiver and shake" nicht aufgegeben.
THE CURE, das war das typische Beispiel dafür, dass es eine der "unseren" Bands auch irgendwie in die Charts schaffen konnte, war die Vorwegnahme des Indierock-Siegeszuges der kommenden Jahre - und zugleich verlor ich persönlich nach "Kiss me" bis auf weiteres das Interesse am immer noch seine Lippen dick rot schminkenden Smith.
Was nun THE GLOVE anbelangt, so wurde dieses 1983 erschienene Album schon Mitte der Achtziger als rar gehandelt (war aber doch beim legendären Malibu-Versand zum Ausverkaufspreis zu bekommen ...), und für mich schwarzhaarigen Gruftiefrisur-Träger war es ob der Beteiligung von Robert Smith einerseits und Steve Severin von SIOUXSIE & THE BANSHEES andererseits natürlich ein "Must-have".
Durch den Gesang von Jeanette Landray, die doch stark an Siouxsie erinnert, klang und klingt das Album nur noch mehr nach einem Zwitter aus beiden Bands, und angeblich war Smith nur deshalb nicht als Sänger zu hören, weil dem vertragliche Verpflichtungen entgegenstanden.
Auf der zweiten CD hier sind jedenfalls die Demo-Versionen mit Smiths Vocals enthalten, ihren Reiz entfaltet die Platte jedoch mehr mit Landrays Vocals. Mit dem Opener "Like an animal" ist auch ein kleiner Hit unter den zehn originalen Songs enthalten, und wer immer als Siouxsie- und CURE-Fan dieses Album bislang vermisste, sollte es sich zulegen.
Für den Rest ist es eher komplementär ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Joachim Hiller