Macht es Sinn, sich mit dem Solo-Schaffen von Martin Gore zu beschäftigen, wenn man nicht gerade zu den glühendsten Verehrern von DEPECHE MODE gehört, die dieser mitgegründet hat und deren Hauptsongwriter er ist? Durchaus, wenn man auf ausgefallenere Formen von Electronica steht, abseits vom massenkompatiblen, riesige Hallen füllenden Synthpop von DEPECHE MODE. Zumindest konnte ich mich für Gores 2003 erschienenes erstes komplettes Soloalbum „Counterfeit2“ begeistern, auf dem er ausschließlich teilweise bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Coverversionen zum Besten gab, unter anderem von VELVET UNDERGROUND, Brian Eno, John Lennon, Iggy Pop und Nick Cave. Für die jetzt erschienene EP „The Third Chimpanzee“ nutzt er auf dem Cover nur seine Initialen MG und produziert einen abstrakten Dark-Ambient-Elektrosound, in den sich auch gewisse DEPECHE MODE-Referenzen schleichen, auch wenn die fünf Tracks weit von konventionellem Pop entfernt sind. Die leicht technoiden instrumentalen Stücke erinnern eher an Gores Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Bandkollegen Vince Clarke unter dem Namen VCMG, auch wenn diese Platte definitiv nicht tanzbar ist er und sich vor allem um die Kreation möglichst atmosphärischer, überwiegend düsterer Ambient-Soundscapes bemüht. Eigentlich schade, dass es sich hier nur um eine 23-minütige EP handelt, da wäre eigentlich mehr drin gewesen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Thomas Kerpen