Wer 2009 nach einer perfekten Synthese aus dem Bass von RED LORRY YELLOW LORRY und der beklemmenden Dunkelheit von JOY DIVISION suchte, kam an PROJECT:KOMAKINO aus London um den jungen Grafiker und Musiker Kris Kane nicht vorbei.
Lange Zeit war das Album nur als Japanimport erhältlich und ist nun seit kurzem auch in Europa veröffentlicht. Eines der besten Alben des vergangenen Jahres. Ein Song wie das treibende „Penumbra 1“ kommt wie eine massive schwarze Wand aus Dark Wave, Post-Punk und der dunklen elektronischen Seite des Krautrock daher.
Der Bariton von Kris Kane ist in diesem Song so dunkel, dass er Vergleiche kaum zulässt. Das passt, denn die Texte handeln oft von dystopischen und anti-utopischen Fiktionen künftiger Gesellschaften (so ist schon der Albumtitel fast als geistiger Gegenentwurf zu Thomas Morus Buch „Utopia“ zu verstehen).
Songs wie „Nebula“ und „Walking on glass“ verleihen Dunkelheit, Dekonstruktivismus und Katharsis einen magischen Glanz. Die elektronischen Elemente der Stücke haben durchaus Ähnlichkeit mit der Art und Weise, wie man sie vom „Low“-Album (1977) von David Bowie kennt.
Mit ULTERIOR, ELECTRICITY IN OUR HOMES (die bereits mit James Chance spielten) und IPSO FACTO, mit denen Kris Kane bereits live gespielt hat, haben sich zur Zeit in UK einige Bands jenseits der Wahrnehmung eines breiten Publikums etabliert, die einen (stark Post-Punk-beeinflussten) Sound spielen, der in seiner Authentizität ihren geistigen Überväter aus den späten Siebziger und frühen Achtziger Jahren in nichts nachsteht.
Bei PROJECT:KOMAKINO gibt es eine enge Verknüpfung der Musik mit den Aktivitäten von Kris Kane als Grafiker, der stark durch das im gerade industrialisierten Russland geprägte Grafikdesign beeinflusst ist (was man dem Coverartwork der japanischen Erstausgabe des Albums deutlich anmerkt).
Das Album schließt mit einigen guten Remixes, unter anderem von Tom Furse (THE HORRORS) und – sehr gelungen – dem russischen Cold Wave-Protagonisten MOTORAMA.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Markus Kolodziej