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THE SPINE OF NIGHT

Ich betrachte es weiterhin als unheimlichen Verlust für die Filmgeschichte, dass Ralph Bakshi 1977 nur gut die Hälfte von J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ als Zeichentrickfilm umsetzen konnte. Obwohl sein „Der Herr der Ringe“ sogar ein finanzieller Erfolg war, gab es nie eine Fortsetzung. Dabei kam das aufwendige Rotoskopie-Verfahren zum Einsatz, für das man Szenen mit echten Darstellern filmte und diese dann Bild für Bild überzeichnete. Ähnlich arbeitete Bakshi 1983 auch bei „Feuer und Eis“, um die Fantasy-Illustrationen von Frank Frazetta in bewegte Bilder umzusetzen, was dann wirklich ein finanzieller Misserfolg wurde. In Zeiten von Computeranimation ist es eigentlich ungewöhnlich, dass sich noch jemand mit Rotoskopie beschäftigt, aber tatsächlich nutzten es Philip Gelatt (Drehbuchautor bei 15 Folgen der Animationsserie „Love, Death & Robots“) und Morgan Galen King für ihren Dark-Fantasy-Horrorfilm „The Spine Of Night“. Gelatt und King (der bereits 2012 und 2013 zwei Kurzfilme in ähnlicher Machtart gedreht hatte, die auf der inzwischen bei uns erschienenen DVD und Blu-ray enthalten sind) waren auch einige Jahre mit diesem mit viel Herzblut umgesetzten, visuell beeindruckenden Projekt beschäftigt. Und wie die beiden im Making-of erzählen, empfiehlt man nur Leuten, die eine längere Gefängnisstrafe absitzen müssen, einen Rotoskopie-Film zu drehen. Das Ganze erinnert deutlich an Bakshis „Feuer und Eis“ (auch der Zeichentrickfilm „Heavy Metal“ von 1981 dürfte ein Einfluss gewesen sein), und wie so oft bei derart verschwurbelter Fantasy mit ihren extrem blutige Schlachten und mystischen, von dunklen Mächten beherrschten Welten fällt es schwer, die Handlung befriedigend wiederzugeben, in deren Mittelpunkt die Suche der Sumpfhexe Tzod nach einer blauen Zauberblüte steht, die unendliche Macht verleiht.