SUMÉ

The Sound of a Revolution

Kolonialismus in Europa gab es bis in die Siebziger: Dänemark sah sich gegenüber Grönland historisch als Schutzmacht, doch seit Beginn der 1960er-Jahre wurden die Forderungen der Grönlander nach Selbstverwaltung immer lauter, Proteste richteten sich gegen eine Art „Apartheid“ seitens der dänischen Verwaltung: Dänen sollte bei gleicher Arbeit ein höherer Lohn zustehen als den Grönländern.

Bei der Abstimmung über den Beitritt zur EU-Vorgängerin EWG stimmten die Grönländer dagegen, eine Autonomie nach Vorbild der Färöer war ihr Ziel und wurde am 1. Mai 1979 erreicht: Grönland wurde seine Selbstverwaltung sowie die innere Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung zugestanden, als „Nation innerhalb des Königreichs Dänemark“.

Vor diesem Hintergrund ist diese Doku über SUMÉ (auf Deutsch: „Wo?“) zu sehen, eine von 1972 bis 1977 bestehende grönländische Rockband, die erste ihrer Art, die auf Grönländisch sang. Die Band hatte eine klare politische Agenda, stritt für die Unabhängigkeit und für ein Ende der Diskriminierung, und ihr erstes Album, das zum Hit wurde – 20% aller Grönländer kauften die Platte – zeigte auf dem Cover einen alten Holzschnitt mit der Darstellung eines von einem Inuit-Ureinwohner getöteten Dänen.

Eine spannende Geschichte, die der 1972 geborene grönländische Filmemacher Inuk Silis Høegh von Bandmitgliedern und Zeitzeugen in Interviewsequenzen, unterbrochen durch historischen Liveaufnahmen, nacherzählen lässt.

Leider verpasste er es, die Radikalität der Band in Szene zu setzen: man hätte gerne gewusst, wie diese etwa durch den dänischen Geheimdienst gesehen wurde oder, es war mitten im Kalten Krieg, durch die USA, denen Grönland als wichtige Militärbasis diente.