THE SNAKE

Nach dem sympathisch überkonstruierten KEIN STERBENSWORT von Guillaume Canet erschien hierzulande auch Eric Barbiers LE SERPENT auf DVD, der zwar genauso wenig das Thrillergenre revolutioniert, aber einen über knapp zwei Stunden prächtig bei Laune hält.

Im Mittelpunkt steht der erfolgreiche Fotograf Vincent, in dessen Leben es gerade nicht mehr so gut läuft, seine deutsche Frau will sich von ihm scheiden lassen und auch das Sorgerecht für die beiden Kinder will sie haben.

Was für ein Glück, dass ihr Mann nach einer Fotosession ein Model vergewaltigt haben soll. Die zieht zwar ihre Anzeige wieder zurück, aber für Vincent kommt es danach noch dicker, denn er wird plötzlich auch noch zum Mordverdächtigen, als explizite Photos von ihm und dem Model auftauchen, das ihrerseits spurlos verschwindet.

Offenbar darin verwickelt ein alter Schulkollege namens Plender, der sich in Vincents Leben schleicht und nichts Gutes im Schilde führt. Dass der Film wie ein Backlash in die 70er und 80er wirkt, als böse Finsterlinge an sich gutmütige Mitmenschen dazu zwangen, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, um Grundwerte wie Familie etc.

zu verteidigen, liegt sicherlich daran, dass die Romanvorlage von "Get Carter"-Autor Ted Lewis stammt und eben in dieser Zeit entstand. Hinzu kommt noch das von Hitchcock in DER UNSICHTBARE DRITTE vollendet inszenierte Thema des zu Unrecht angeklagten Durchschnittsbürgers, der irgendwie seine Unschuld beweisen muss, was ja auch bei KEIN STERBENSWORT sehr ähnlich war.

Wirklich plausibel oder vollkommen glaubwürdig ist THE SNAKE bestimmt nicht - aber das waren auch die Filme Brian de Palmas nie -, dennoch gelingt Barbier ein schön abgründiger Thriller über altbekannte Themen wie Schuld und Vergeltung, in dem Plender das Böse in Reinkultur verkörpert, ein psychopathischer Ex-Soldat mit traumatischer Kindheit und inzwischen auf Erpressung spezialisiert.

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Dass man THE SNAKE aufgrund seiner überzeichneten Charaktere nicht immer ernst nehmen kann und man das Ganze auch etwas hätte straffen können, macht eigentlich nichts, denn Eric Barbiers Film ist vielen amerikanischen Vertretern des Genres durch seinen eher gemächlichen Spannungsaufbau und den Verzicht auf allzu unrealistische Actionszenen in jedem Fall vorzuziehen.

Außerdem lasse ich mich immer noch lieber unoriginell gut unterhalten, als originell zu Tode langweilen, aber das liegt ja wie so vieles im Auge des Betrachters. Und mit Yvan Attal und Clovis Cornillac gibt es hier auch zwei Hauptdarsteller, die dieses Psychoduell überzeugend tragen können, neben dem neuen Bond-Girl Olga Kurylenko und einem in Würde gealterten Pierre Richard, den man erst gar nicht erkennt.

Wie bei KEIN STERBENSWORT ist auf der Universum-DVD zwar der französische Originalton vorhanden, der aber wieder nicht untertitelt wurde, aber hier ist die deutsche Synchro ebenfalls erträglich, ärgerlich ist so was dennoch.