THE SISTERS OF MERCY

Vision Thing

Nachdem zuerst mit „First And Last And Always“ das erste Drittel der Release-Geschichte von THE SISTERS OF MERCY in Form eines 4x12“-Boxsets aufgearbeitet worden war, erschien Ende 2015 der zweite Teil, bestehend aus dem 1987 erschienenen „Floodland“-Album, der „This Corrosion“-12“ (1987, MR39T), der „Dominion“-12“ (1988, MR43T) und der „Lucretia My Reflection“-12“ (1988, MR45T).

Für nicht wenige Sisters-Fans endet die relevante Phase der Band spätestens mit dem „First And Last And Always“-Album, doch so schockierend es auch war, seinerzeit mit dem von Jim Steinman (MEAT LOAF) produzierten „This corrosion“ und „Dominion“ konfrontiert zu werden, so habe ich mich doch längst mit dem Song versöhnt.

Nach diversen Personalquerelen war seinerzeit von der Band nur noch Andrew Eldritch übrig geblieben, dessen musikalische Präferenzen sich wegentwickelt hatten vom selbstzitathaften Reproduzieren des „Alice“- und „Temple of love“-Sounds.

Mit „Floodland“ hatte sich die Band endgültig von ihrer mit dem alten Sound gelöst, war erfolgreicher denn je und prägte eine ganze Generation Bands, von Goth bis in den Metal-Sektor hinein.

Als 1990 dann mit „Vision Thing“ das dritte Sisters-Album erschien, war Ex-GUN CLUB-Bassistin Patricia Morrison nicht mehr dabei, dafür ein junger Hamburger Gitarrist namens Andreas Bruhn, Tony James (ex-GENERATION X, ex-SIGUE SIGUE SPUTNIK), Tim Brecheno (ALL ABOUT EVE) und John Perry (ONLY ONES), und wer von den alten Fans bis dahin noch an den Sisters festgehalten hatte, ergriff spätestens jetzt die Flucht: „Vision Thing“ erwies sich als erstaunlich konventionelles Rock-Album, auf dem Eldritch seinen erklärten Vorbildern MOTÖRHEAD und STOOGES nicht auch nur eine Sekunde lang ansatzweise nahe kommt – und die Idee, in den USA mit PUBLIC ENEMY auf Doppel-Headliner-Tour zu gehen, dürfte in den Hitlisten epischer Rock-Fehlentscheidungen ganz weit oben stehen.

Kein Wunder, dass die Tour abgebrochen wurde. Eldritch machte mit „Vision Thing“ klar, dass ihn musikalisch mit dem Goth-Rock-Genre nichts mehr verband: außer martialischem Auftreten, hohen schwarzen Stiefeln und Fantasy-Krieger-Style war da keinerlei Substanz mehr, nur das von Steinman produzierte „More“ verdient Erwähnung.

Zu dieser Ideenlosigkeit, gepaart mit massivem Ärger mit dem Label, passte dann auch, dass 1992 „Temple of love“ in einer Neuauflage mit Gastsängerin Ofra Haza erschien, womit immerhin nochmal ein kommerzieller Erfolg glückte.

Mit „Vision Thing“ und den 12“s „More“, „Doctor Jeep“ und „When You Don’t See Me“ sowie „Temple Of Love“ endete auch die Geschichte der Sisters als Platten aufnehmende Band, die seitdem regelmäßig stattfindenden Touren dienen allein dem Aufrechterhalten des Mythos.

Album und Maxis finden sich als 12“-Reproduktionen in dieser Box und entsprechen inklusive der Etiketten exakt den Originalen. So findet man auf den vier Zwölfzöllern der Box zwar keine Bonustracks, aber die Box ist hochwertig produziert und etwas für jene Menschen, die das Haptische solcher Releases mögen und misstrauisch sind gegenüber gebrauchten Platten.