Puh, komplexe Musik mit komplexem geistigen Überbau, dabei kann das Hirn doch nur eine Sache zur gleichen Zeit und bastelt sich daraus seine Realität. Wie auch immer es sein mag: CROSS BRINGER sind eine russisch-belgische Kooperation, deren Wurzeln bei EUGLENA und THE HOMELESS IS DEAD, also Screamo und Mathcore, liegen. Beides wird hier gut durchmischt und geschüttelt, heraus kommt ein heftiges Brett mit komplexen, gelegentlich atonalen Gitarrenläufen und schwer nachvollziehbaren Strukturen, verwurzelt im Hardcore und schwarzem Metall, viel Futter für das Hirn, wenn man „The Signs Of Spiritual Delusion“ nachvollziehen will. Aber nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich bieten CROSS BRINGER ein Brett, das erst mal gebohrt werden will: Die Ideen der Songs ranken sich um den Begriff „Prelest“, der den Zustand von fehlenden Bezugspunkten und der Suche nach neuen Werten beschreibt, wenn alte Wertesysteme zerfallen, neue aber noch nicht geschaffen sind. Das trifft im aktuellen Zustand der Pandemie und Zerstörung der Demokratie in den USA natürlich den Nerv der Zeit, wenngleich das Album bereits vor dem Überspringen von SARS-CoV-2 auf den Menschen aufgenommen wurde, der jetzt nicht nur CROSS BRINGER in eine nervende Hängepartie verfrachtet hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Ollie Fröhlich