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THE NORTH WATER - NORDWASSER

Gleich mit seinem zweiten Roman „Nordwasser“ gelang dem britischen Autor und Literaturwissenschaftler Ian McGuire 2016 ein Bestseller, der mit Cormac McCarthy und Herman Melville verglichen wurde und gleichzeitig Abenteuer-, Historien- und Kriminalroman war, an mir aber bisher vorbei ging. 2021 wurde der Roman dann von BBC Two und AMC+ als großartige fünfteilige Miniserie (in Deutschland machte man eigenartigerweise sechs Episoden daraus) umgesetzt. In der Geschichte geht es um den unehrenhaft aus der britischen Armee entlassenen irischen Chirurg Patrick Sumner, der 1859 in Hull als Schiffsarzt auf einem Walfangschiff anheuert und dort auf den Harpunier Henry Drax trifft, dessen Amoralität die Frage aufwirft, ob er überhaupt noch menschliche Züge besitzt oder die ultimative Personifizierung des Bösen ist und damit auch die Verrohung der Welt widerspiegelt. Drax wird so brillant wie erschreckend von einem fast zur bis Unkenntlichkeit veränderten Colin Farrell verkörpert, dem ein ebenfalls exzellent besetzter Jack O’Connell als Schiffsarzt Sumner gegenübersteht, der von eigenen Dämonen geplagt wird wie Laudanum-Sucht und Kriegstraumata. Die Handlung von „The North Water“ spielt fast zur selben Zeit wie die von Moby Dick“, und auch aufgrund der grausamen Darstellung der Waljagd drängen sich Vergleiche zu Melvilles Klassiker auf, ebenso zu Dan Simmons’ Roman „The Terror“ und der gleichnamigen Serie. Auch wenn hier kein mythologisches Ungeheuer für Angst und Schrecken sorgt, sondern einzig und allein die Schlechtigkeit des Menschen. Schließlich entspinnt sich in den Weiten der Arktis ein gnadenloser Überlebenskampf, der auch noch Raum bietet für tiefgründigere philosophische wie humanistische Betrachtungen über die Natur des Menschen, ebenso wie für einen klassischen Rachethriller-Plot.