Wer Grant Hart in den letzten Jahren mal live gesehen hat, war sich nicht so sicher, wie der einstige HÜSKER DÜ-Schlagzeuger einzuschätzen ist: Drogen haben deutlich sichtbare Spuren hinterlassen, sein Verhalten war bisweilen etwas seltsam.
Aber: musikalisch gab es nichts auszusetzen. Im Mittelpunkt des Medieninteresses und damit auch prägend, was die Geschichtsschreibung in Sachen HÜSKER DÜ betrifft, war und ist Bob Mould – und da kommt diese Doku von Gorman Bechard (der zuvor einen Film über die REPLACEMENTS gemacht hat) gerade recht.
Er zeigt einen Grant Hart, der sich in spitzen roten Schuhen, langem Mantel und Sonnenbrille dandyhaft gibt und offen über sein ganzes Leben erzählt, und die zentrale, wiederkehrende Szene ist eine „virtuelle“ Hausführung auf der Wiese, auf der bis 2011 das abgebrannte Haus Harts stand – bizarr! Offen spricht der an verschiedenen „Originalschauplätzen“ in St.
Paul/Minneapolis über die HÜSKER DÜ-Jahre, die Trennung, seine Solokarriere, die NOVA MOB-Jahre. seine Nicht-Beziehung zu seinen beiden Söhnen, seine Kindheit, seine Schlagzeugerausbildung – er scheint Filmemacher Bechard gut zu kennen, so offen, wie er sich gibt.
Mein Bild von Hart als einem schrägen Vogel, dem die Drogen nicht gut getan haben, hat sich durch diesen Film geändert: körperlich haben die harten Jahre erkennbar ihren Tribut gefordert, aber intellektuell ist der Mann sehr scharf und reflektiert, gerade seine Aussagen zu seinem Bild von Kunst – geprägt durch seinen Vater, der Zeichnen lehrte – sind erhellend und werfen ein interessantes Licht auf den Mann, der alle HÜSKER DÜ-Cover entworfen hat.
Erfreulicherweise gibt es auch recht viel Musik, wenn auch nur in kurzen Ausschnitten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Joachim Hiller