THE MASTER

Für viele Leute ist Paul Thomas Anderson derzeit einer der wenigen ernstzunehmenden amerikanischen Autorenfilmer. Meine Zweifel hatte ich diesbezüglich aber bereits bei seinem Episodendrama „Magnolia“ von 1999.

Nach dem amüsanten „Punch-Drunk Love“ von 2002 folgte fünf Jahre später „There Will Be Blood“, der vor allem von Jonny Greenwoods Score, seinen tollen Bildern und einer beeindruckenden Performance von Daniel Day-Lewis lebt.

Ansonsten scheitert Anderson inhaltlich daran, wirklich befriedigend die Verknüpfung von Öl, Kapitalismus und Religion in Amerika zu thematisieren. In seinem ebenfalls ambitionierten aktuellen Film geht es offenbar um die Anfänge von Scientology nach dem Zweiten Weltkrieg, denn der von Philip Seymour Hoffman gespielte Sektenführer Lancaster Dodd erinnert stark an L.

Ron Hubbard. Die anfängliche Aufregung bei Scientology deswegen war aber unnötig, da sich „The Master“ als überwiegend kryptisches Kammerspiel entpuppt. In dessen Mittelpunkt steht der charismatische Menschenfänger Dodd und der Kriegsveteran Freddie Quell (Joaquin Phoenix), der in Dodd für einen Moment einen Vaterersatz sieht, um mit dessen Hilfe seine schwerwiegenden Persönlichkeitsprobleme zu bewältigen.

Dass „The Master“ trotz schöner Bilder und großartiger schauspielerischer Leistungen letztendlich eine Enttäuschung ist, liegt an Andersons Unvermögen, konkret auf das eigentliche Sektenthema einzugehen.

So bleibt es bei zwei unterentwickelten Einzelgeschichten, die innerhalb des Films oft aneinander vorbeilaufen. Aber vielleicht reicht Anderson ja am Ende die Botschaft, dass sich so ein fragwürdiges Glaubenssystem überwinden lässt und der manipulierende Sektenführer auch nur jemand ist, der manipuliert wird, und zwar banalerweise von seiner jungen, Lady Macbeth-ähnlichen Ehefrau.