Mit der Bewertung von Musik ist das so eine Sache. Manche Platte vermag beim ersten Durchlauf zu begeistern und bekommt eine recht hohe Bewertung, verschwindet dann aber im Schrank, andere wiederum sind zunächst gewöhnungsbedürftig und entwickeln erst nach etlichen Anläufen ihren Reiz und werden zu Dauerbrennern, aber da ist die vielleicht nicht so begeisterte Rezension bereits lange gedruckt.
Fairer wäre es, eine Besprechung und Bewertung erst nach einigen Wochen oder Monaten zu schreiben, was natürlich nicht geht, da Bands und Labels ihre Werke zeitnah in der Presse haben wollen.
Bei HOLA GHOST hingegen kann ich mit Fug und Recht behaupten, das Album vor dieser Rezension intensivst gehört zu haben, denn seit ich die Band im Januar 2010 zufällig im Wild at Heart in Berlin für mich entdeckte, höre ich dieses Album, anfangs mehrmals täglich und auch heute noch mehrmals wöchentlich.
Der ehemalige NEKROMANTIX- und MAD SIN-Gitarrist Peter Sandorff hat gemeinsam mit seinem alten SCHWARZWALD LIBRARY-Bassisten Jeppe B. Jensen und einem Roland-TR-707-Drumcomputer einen ganz eigenen Psychobilly-Sound erschaffen, der neben Peters grandiosem Gitarrenspiel vor allem durch Jeppes Overdrive-Bass und den Drumcomputer getragen wird und deutliche Anleihen nimmt bei Dark-Wave-Bands wie THE SISTERS OF MERCY oder RED LORRY YELLOW LORRY – zwei Stilrichtungen, die in den Achtzigern so gar nicht zusammengingen, denn man hat sich lieber gegenseitig aufs Maul gehauen.
Dazu kommen noch ein paar Sprenksel mexikanischer Folklore, Surf und B-Movie-Westernmusik. Und das alles funktioniert unglaublich gut. Zwei Jahre nach der CD-Version legen HOLA GHOST dieses Album nun endlich als Vinyl auf – ein Download-Code liegt auch bei – und haben zu diesem Anlass auch gleich das Artwork und die Song-Reihenfolge runderneuert.
Außerdem wurde mit „Ausweis“ der schwächste Song der CD ersetzt durch das viel stärkere „Cannibal flesh riot“ vom gleichnamigen Soundtrack. Unbedingt antesten! Doch Vorsicht, Suchtgefahr!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #100 Februar/März 2012 und Guntram Pintgen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #113 April/Mai 2014 und Guntram Pintgen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Guntram Pintgen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #100 Februar/März 2012 und Guntram Pintgen