Der Grieche Giorgos Lanthimos ist ein überaus merkwürdiger Filmemacher, was ja nicht unbedingt gleichbedeutend mit schlecht sein muss. Schon bei seinem ersten abendfüllenden Film „Kinetta“ von 2005 war klar, dass Lanthimos nicht angetreten war, um das Publikum mit leichter Kost zu unterhalten.
Vier Jahre später gelang ihm mit „Dogtooth“ dann ein gelungener Vorstoß in Michael Haneke- und Ulrich Seidl-Gefilde, der unsere Vorstellung von Normalität provokant in Frage stellte. Das machte durchaus Lust auf „Alps“, Lanthimos’ nächstes exzentrisches Werk von 2011, das aber ausschließlich quälende Langeweile erzeugte.
„The Lobster“ ist nun Lanthimos’ erste internationale Produktion, in der bekannte Gesichter wie Colin Farrell, Rachel Weisz, John C. Reilly und Bond-Girl Léa Seydoux auftauchen. Aber auch bei „The Lobster“ ist Vorsicht geboten, denn die Dystopie des Griechen, die sich um Themen wie Liebe, Einsamkeit und Individualität dreht, bietet viel absurden Humor, ungewöhnliche Erzählansätze und wenig Erklärungen – eine Screwball-Komödie der verstörenden Art und möglicherweise auch eine satirische Reflexion des menschlichen Paarungsverhaltens.
Farrell spielt darin einen gewissen David, den seine Frau gerade verlassen hat, und dem nun 45 Tage bleiben, um eine neue Partnerin zu finden, ansonsten wird er in ein Tier seiner Wahl verwandelt.
David wählt den titelgebenden Hummer, denn „lobsters live for over one hundred years, are blue-blooded like aristocrats, and stay fertile all their lives.“ Das alles spielt sich überwiegend in einem eleganten Hotel ab, in dem sich die Single-Gäste strengen Verhaltensregeln unterwerfen müssen, so ist etwa Masturbation verboten.
Aber Lanthimos hat noch mehr bizarre Einfälle in petto, um sein Publikum in einen Zustand fortwährender Verwirrung zu versetzen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Thomas Kerpen
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