Veronica Bennett Spector, die First Lady des Girl Group-Genres, die Anfang der Sechziger im New Yorker Stadtteil Spanish Harlem im zarten Alter von 17 Jahren als Little Ronnie Bennet zusammen mit ihrer Schwester Estelle und ihrer Cousine Nedra die RONETTES gegründet hatte und den ultimativen Sixties-Bad Girl-Look ("the shortest mini and the highest hairdo") bekannt gemacht hat, hat jetzt noch mal neuere Songs veröffentlicht und alle, ob jung oder alt, waren sie auf ein Gastspiel zu den Aufnahmen vorbei gekommen: Keith Richards, Patti Smith, Daniel Rey, ehemals Produzent der RAMONES, die UPTON HORNS, die RAVEONETTES und Nick Zinner, Gitarrist der YEAH YEAH YEAHS.
Selbst der schwerkranke Joey Ramone, der ein großer Fan war, hat hier noch den Refrain für das Johnny Thunders-Cover "You can't put your arms around a memory" eingesungen. Wer kriegt da nicht den Blues! "The Last Of The Rock Stars" enthält elf Tracks, die über einen Zeitraum von fast acht Jahren eingespielt worden sind.
Anders als bei den RONETTES, deren Songs vom legendären und exzentrischen Producer Phil Spector, ihrem späteren Mann, im so genannten "Wall of Sound"-Verfahren aufgenommen worden sind, hat Ronnie hier die Stücke selbst ausgewählt und zum ersten Mal selbst im Produzentensessel gesessen.
Das liebreizende, von Phil Spector geschriebene "Be my baby", der größte RONETTES-Hit, ist heute, mehr als 40 Jahre später, einem abgeklärten "Never gonna be your baby" gewichen. "Ode to L.A.", ein mit viel Percussion und Background-Chören versehener, typischer Wall-of-Sound-Song, klingt mit seinen herrlichen Whoo-uh-woo-uh-ohs absolut nach RONETTES, ist aber im Original von dem dänischen Duo THE RAVEONETTES, die schon bei der Namensgebung ihren Heroinen Tribut gezollt zu haben scheinen.
Dass auch die in die Jahre gekommene Ronnie immer noch Attitüde besitzt, zeigt sich zum Beispiel in der Art, wie sie "Someone has to pay the price, it's not me baby" im RAMONES-Cover "Here today gone tomorrow" singt.
"Girl from the ghetto", ein Song mit dezent eingesetzten Bläsern und autobiografischem Text über verletzten Stolz, ist dann ihre eigene, kleine Abrechnung mit dem, seit 2003 wegen Mordes an Lana Clarkson angeklagten Mister Spector, ihrem Ex-Mann: "...
I hope your hell is filled with magazines / And on every page you'll see a big picture of me / And under every picture a caption will be / Not bad for a girl from the ghetto like me". Schön auch die Auswahl aller weiterer Coverversionen, sei es die im Duett mit Keith Richards eingesungene, alte IKE AND TINA TURNER-Nummer "Work out fine" oder der alte Soul-Stomper "Hey sah lo nay".
Sei es "All I want", ein Cover der mir unbekannten Singer/Songwriterin Amy Rigby, welches eine Midtempo-Ballade mit wunderschönen Back-Up-Vocals ist, oder der moody Rausschmeißer "Out in the cold again", ein Song des schwarzen Künstlers Frankie Lymon, Ronnies Teenager-Idol und Freund, der in jungen Jahren an einer Überdosis verstorben ist.
Die unverwechselbare Stimme von Ronnie Spector ist es jedoch, die diesen Coverversionen das gewisse Etwas gibt. Im Booklet gibt es neben vielen Ronnie-Fotos (ein Portrait zierte auch einige Jahre mein Wohnzimmer) ein Wiedersehen mit Brian Jones, John Lennon, Bo Diddley, Joey Ramone und anderen Rockstars.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #37 IV 1999 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Matt Henrichmann