THE LAST MAN ON EARTH

Kein schlechter Zeitpunkt, hierzulande Ubaldo Ragonas THE LAST MAN ON EARTH zu veröffentlichen, lief doch gerade mit I AM LEGEND die bereits dritte Verfilmung von Richard Mathesons Buch in den Kinos, nach THE OMEGA MAN von 1971 mit dem im April dieses Jahres verstorbenen Charlton Heston in der Hauptrolle.

Auch wenn THE OMEGA MAN möglicherweise der bessere Film ist (über das Will Smith-Vehikel reden wir an dieser Stelle mal nicht weiter), hat mir THE LAST MAN ON EARTH eigentlich im Nachhinein immer besser gefallen, da er sich näher an Mathesons Vorlage orientiert.

Der großartige Vincent Price spielt darin Dr. Robert Morgan, der genauso wie Will Smith und Charlton Heston mit der Tatsache konfrontiert wird, dass er der einzige Überlebende einer Seuche ist, die die Menschheit in untote Vampirwesen verwandelt hat, während er offenbar immun dagegen ist.

Und so durchstreift er tagsüber die menschenleeren Städte auf der Suche nach den Vampiren, die er dann unschädlich macht, um sich nachts in seinem zur Festung umgebauten Haus vor ihnen zu verschanzen.

Als er tatsächlich noch andere Überlebende findet, scheinen seine wirklichen Probleme aber erst zu beginnen ... THE LAST MAN ON EARTH wird immer wegen seines geringen Budgets gescholten, das sichtbar wird, wenn Price mit seinem '56 Chevy durch Straßen mit liegengebliebenen Fiats fährt, und darüber täuschen auch nicht die sehr gelungenen Scopebilder und das stilisierte Schwarzweiß hinweg.

Aber letztendlich hatte er immer eine tiefgründigere Geschichte als THE OMEGA MAN zu bieten, der in erster Linie auf reine Action ausgerichtet war und dadurch oberflächlich wirkte. Auch wenn Matheson selbst mit dem Endprodukt unzufrieden war, muss THE LAST MAN ON EARTH schon alleine deshalb einen gewissen Stellenwert besitzen, da er eine der Hauptinspirationsquellen für George Romeros vier Jahre später entstandenen NIGHT OF THE LIVING DEAD war.

THE LAST MAN ON EARTH mag dramaturgische Schwächen besitzen und das Gefühl von Paranoia und Vereinsamung vielleicht nicht überzeugend genug vermitteln, letztendlich ragt seine kluge Mischung aus Science-Fiction und Horror weit aus dem Gros von vergleichbaren Low-Budget-Produktionen dieser Zeit heraus, alleine schon durch Vincent Prices charismatische Performance.

Vielleicht hatte der schlechte Ruf von THE LAST MAN ON EARTH auch mit den jahrelang kursierenden, gruselig unscharfen Vollbildfassungen des Films zu tun, doch mittlerweile kann man ihn in erstaunlich guter Qualität in Cinemascope bewundern, wie es auch bei der deutschen DVD der Fall ist.

Die enthält zwar nicht das Interview der US-DVD mit Richard Matheson, dafür aber die zusätzlichen Szene der italienischen Fassung als "deleted scene". Die deutsche Synchro spart man sich allerdings besser und hört sich lieber Vincent Prices wundervolle Stimme im englischen Original mit Untertiteln an.

Ein sträflich unterbewerteter Genre-Klassiker der 60er und äußerst sehenswert!