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THE HOUSE OF THE DEVIL

Ich habe die Zukunft des Horrors gesehen ... Na, wohl eher nicht, und wenn überhaupt die Vergangenheit, denn Regisseur Ti West hat hier quasi im Alleingang in seinem zweiten größeren Film eine Art Hommage an die Horrorstreifen der 70er und 80er Jahre gedreht, als der Job des Babysitters in einsam gelegenen Häusern oft Auslöser für garstige Geschehnisse war.

Und so verschlägt es hier die College-Studentin Samantha in ein atmosphärisch dazu passendes viktorianisches Haus auf dem Lande – fehlt nur noch, dass Bates auf der Klingel steht –, da ihr ein gewisser Mr Ulman (Tom Noonan aus MANHUNTER und ROBOCOP 2) eine beträchtliche Summe Geld dafür angeboten hat.

„Ich war jung und brauchte das Geld“ lautet mal wieder die Entschuldigung, denn alleine schon der Anblick des Hauses ist wenig einladend, und auch Mr Ulmans Auftritt ist alles andere als beruhigend, zumal aus dem Baby jetzt dessen Mutter geworden ist, auf die Samantha aufpassen soll.

Jeder normale Mensch hätte sofort die Flucht ergriffen. Und als dann noch Mrs Ulman auftaucht (Mary Woronov, unter anderem bekannt als Miss Evelyn Togar aus ROCK ’N’ ROLL HIGH SCHOOL), dürfte dem Dümmsten klar sein, dass hier irgendwas nicht in Ordnung sein kann – aber was erwartet man schon von einer College-Studentin.

Wer sich mal den Trailer von THE HOUSE OF THE DEVIL angesehen hat, könnte einen falschen Eindruck vom Film bekommen, denn das dortige Tempo entspricht nicht der gemächlichen Erzählweise von West, der das Ganze vielleicht noch mal besser um zehn Minuten gestrafft hätte.

Vor allem zu Beginn, als er seine sympathische Hauptdarstellerin Jocelin Donahue (der der Film unter anderem seinen Charme zu verdanken hat) extrem lang zwischen Universität und Studentenwohnheim ziellos hin und her rennen lässt, bevor sie dann endlich ihren zukünftigen Auftraggeber anruft.

Auch wenn West einige überraschend ruppige Szenen in petto hat, ist THE HOUSE OF THE DEVIL doch eher ein Gruselfilm alter Schule, in dem es mehr Atmosphäre als um vordergründige Effekte geht.

Was THE HOUSE OF THE DEVIL auf jeden Fall sehenswert macht, sind die Auftritte von Mary Woronov und Tom Noonan, das liebevoll umgesetzte 80er Jahre Flair und die finale Wendung der Story, die ja bereits der Titel andeutet.

Wobei das Vorspiel fast noch schöner ist, vor allem die wundervolle Szene, als Donahue mit ihrem mindestens zehn Kilo schweren Walkman zu „One thing leads to another“ von The Fixx (das dazugehörige Album „Reach The Beach“ kann man sich immer noch gut anhören) durch die staubige Gruselvilla tanzt, wo sowohl Hauptdarstellerin als auch Regisseur ein gutes Gespür für den richtigen Rhythmus beweisen.

Ein jüngeres Horrorfilm-Publikum wird THE HOUSE OF THE DEVIL möglicherweise wenig attraktiv finden, dafür passiert dann doch zu wenig spektakuläres, aber Wests rustikale Herangehensweise ist auf jeden Fall eine angenehme Abwechslung zu Torture Porn & Co.

und schlechten CGI-Effekten. Mal sehen, wie sich West als Regisseur von CABIN FEVER 2 geschlagen hat, der demnächst bei uns auf DVD erscheinen wird. Die inzwischen erhältliche Kauf-DVD von THE HOUSE OF THE DEVIL (keine Sorge, es gibt nur eine „ab 16“-Fassung) enthält unter anderem zwei Audiokommentare von West zusammen mit Jocelin Donahue und den Produzenten Larry Fessenden und Peter Phok, was dann vielleicht doch etwas zu viel des Guten ist, drei nicht ganz so spannende deleted Scenes und ein kurzes Making Of.