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THE HONEYMOON KILLERS

„True Crime“-Filme gibt es wie Sand am Meer, aber nur die wenigsten liefern mehr als die meist voyeuristisch anmutende Darstellung bekannter Fakten. Zu den weniger bekannten Schätzen des „True Crime“- und Serienmörder-Genres gehört Leonard Kastles einzige Regiearbeit „The Honeymoon Killers“, ein verdienter Kultfilm, und nicht nur deswegen, weil drei Szenen von Martin Scorsese inszeniert wurden, dessen Job dann Kastle übernahm, der kurioserweise ansonsten Opern komponierte. Das erklärt möglicherweise den ungewöhnlichen, aber effektiven Einsatz von Gustav Mahler-Symphonien als Filmmusik. 1970 lief „The Honeymoon Killers“ sogar in den deutschen Kinos, was auch die qualitativ recht hochwertige Synchronisation erklärt, leider war der Film leicht geschnitten. 2005 erschien er dann in ungekürzter Form das erste Mal auf DVD. Inzwischen gibt es auch eine bildtechnisch deutlich verbesserte Blu-ray-Veröffentlichung im limitierten Mediabook mit Bonusmaterial, der im Februar auch noch eine preisgünstigere Amaray-Variante folgen wird. „The Honeymoon Killers“ erzählt die Geschichte der real existierenden Serienmörder Martha Beck und Raymond Fernandez, die 1951 auf dem elektrischen Stuhl endeten. Kastles ökonomisch umgesetzter Schwarzweiß-Film erzählt zwar nicht die originalgetreue Geschichte dieses Killerpärchens, das mit Hilfe von Heiratsanzeigen nach reichen, alleinstehenden Frauen suchte, die es um ihr Vermögen brachte und ermordete, hält sich aber so weit wie möglich an die Fakten. Letztendlich scheint Kastle auch weniger an den konkreten, sehr grausam darstellten Taten (inklusive Kindesmord) der beiden interessiert zu sein, sondern mehr an den romantischen Aspekten dieser bizarren, visuell zwischen Film noir und Nouvelle Vague angesiedelten, überraschend schwarzhumorigen Liebesgeschichte.