Wes Cravens „Hügel der blutigen Augen“ („The Hills Have Eyes“), der mit größerem zeitlichen Abstand zu seinem von Ingmar Bergman beeinflussten Horror-Schocker „Das letzte Haus links“ entstand – den Porno „Angela, the Fireworks Woman“ von 1975 lassen wir mal außen vor –, gehört inzwischen ähnlich wie dieser zu den Horror-Klassikern der 70er Jahre, auch wenn es sich dabei letztendlich nur um eine Art Rip-Off von Tobe Hoopers drei Jahre zuvor entstandenem „Blutgericht in Texas“ handelt. Seit der Aufhebung der Indizierung im Jahr 2007 hat es der geneigte Horrorfan mit einer unüberschaubaren Schwemme von Veröffentlichungen des Films zu tun – schon zuvor gab es einige DVD-Bootlegs von „Hügel der blutigen Augen“. Durchaus passabel war bereits die ungekürzte offizielle DVD-Co-Produktion von Sunfilm und Marketing von 2007, die einiges an Bonusmaterial enthielt, aber leider nur eine Neusynchronisation, nicht aber die alte deutsche Kinosynchro. Zwar bemühte sich die neu erstellte Synchronisation, den eher ernsten Ton von Cravens Film möglichst originalgetreu wiederherzustellen, aber erreichte dabei nicht den hohen Unterhaltungswert der Kinosynchro, bei der es sich um eines dieser abstrusen Meisterwerke deutscher Synchronkunst handelt. Denn eigentlich gerät die nette US-Durchschnittsfamilie aus Cravens herrlich dreckigen und ruppigen kleinen Terror-Film auf dem Weg in den Urlaub mit ihrem Wohnmobil in die Fänge von zu Kannibalen mutierten Strahlenopfern (Stichwort: Atomwaffentests), aus denen in der deutschen Kinofassung Außerirdische wurden – was für ein Spaß! Die ist wie die Neusynchro auch auf der aktuellen 4K-Ultra-HD-Veröffentlichung im Mediabook von Turbine enthalten. Aber machen wir uns nichts vor, der grobkörnige Schmuddellook von Cravens Film lässt sich einfach nicht wirklich veredeln.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Thomas Kerpen
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