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THE HIDDEN BLADE

Zwei Jahre nach seinem für den Oscar prämierten Samurai-Melodram TWILIGHT SAMURAI griff Yôji Yamada (der in Japan vor allem für die von 1969 bis 1995 entstandene 48-teilige TORA-SAN-Filmreihe bekannt ist) in THE HIDDEN BLADE erneut ähnliche Themen auf, ein um Realismus bemühter Abgesang auf das Chambara-Genre, angesiedelt während der letzten Phase der Edo-Zeit Mitte/Ende des 19.

Jahrhunderts, die den Zusammenbruch der Herrschaft des Shogunats einleitete. Im Mittelpunkt steht dabei der Samurai Munezo, dessen Leben vom permanenten Konflikt zwischen Pflichterfüllung und tatsächlicher persönlicher Überzeugung beherrscht wird, im Kontext des Ehrenkodex der Samurai-Krieger und der streng hierarchisch geordneten japanischen Gesellschaft.

Zum einen wird sein gesellschaftliches Ansehen dadurch überschattet, dass sein Vater Selbstmord beging, um die Schuld an einem missglückten Brückenbauprojekt auf sich zu nehmen, ohne dass er letztendlich tatsächlich für das Misslingen verantwortlich war (die spinnen die Japaner).

Zum anderen wäre da noch sein unehrenhaftes Verhältnis zu dem Bauernmädchen Kie, die zuerst für seine Mutter als Dienstmädchen arbeitete und schließlich einen gut betuchten Kaufmann heiratete.

Als Munezo herausfindet, dass Kie von ihrem Mann und dessen Mutter weiterhin als Dienstmädchen in unmenschlicher Form ausgebeutet wird und inzwischen schwerkrank ist, befreit er sie aus den Klauen dieser Ehe, was sich für einen Samurai nicht unbedingt geschickt.

Schließlich kehrt sein alter Freund Yaichiro als Gefangener in seine Heimatstadt zurück, den man beschuldigt, Anstifter einer politischen Intrige gegen das Shogunat zu sein. Als dieser dann fliehen kann, soll Munezo ihn beseitigen, da er sich als Einziger mit ihm im Schwertkampf messen kann.

Wie bereits TWILIGHT SAMURAI ist THE HIDDEN BLADE sehr gemächliches klassisches Erzählkino, das sich mit einer Lauflänge von über zwei Stunden viel Zeit lässt mit der Einführung der Charaktere und der Darstellung ihrer Lebensumstände.

Erst ganz zum Schluss kommt etwas Action auf, wenn man den eher widerwilligen Zweikampf zwischen Yaichiro und Munezo so nennen will. Auch visuell verzichtet Yamada auf irgendwelche Mätzchen und unterlegt den ruhigen Erzählfluss mit naturalistischen Bildern, die die damalige Epoche authentisch widerspiegeln.

Überhöhten Heroismus sucht man dementsprechend vergeblich, in THE HIDDEN BLADE geht es um humanistische Ideale, durch deren Einhaltung Munezo immer wieder in Schwierigkeiten gerät und bei seinen Dienstherren aneckt, deren moralische Prinzipien leider etwas anders aussehen.

Das fremdbestimmte Individuum befindet sich dabei im Kampf gegen die nicht immer wohlwollende, sich durch den Einzug von Technologie im Umbruch befindliche Gesellschaft, was Yamada erneut als exzellenten zeitgeschichtlichen Beobachter ausweist.

Ein sehr langer, aber niemals langweiliger Film, der allerdings nichts für Freunde von Hollywood-Kino ist, denn Yamada produziert hier keine oberflächliche Unterhaltung, sondern einen nicht immer erfreulichen, vielschichtigen sozialen Kommentar.

Nur am Ende übertreibt er es dann etwas mit dem Romantik-Kitsch, auch wenn man seiner sympathischen Hauptfigur das schließlich doch noch gefundene Glück von Herzen gönnt. Etwas verspätet erschien der absolut empfehlenswerte Film jetzt auch mal hierzulande auf DVD.

Ebenso wie TWILIGHT SAMURAI leidet die DVD unter einem etwas farb- wie konturlosen Bild (in diesem Fall scheint es allerdings tatsächlich am Ursprungsmaterial zu liegen), aber dafür ist die deutsche Synchronisation wesentlich besser ausgefallen.

Die untertitelte japanische Originaltonspur gibt es natürlich auch, neben einigen unspektakulären Extras.