THE HARDER THEY COME

Immer wieder drollig, wie die FSK Filme einstuft: Da werden in einem Film Drogen verkauft und konsumiert, Polizisten abgeknallt, Menschen mit Messern abgestochen, ihr Gesicht zerfetzt – und alles ab 12.

Aber so ändern sich die Zeiten, und ich denke, 1972/73, als Perry Henzells Film erschien, wurde das alles noch etwas heftiger wahrgenommen. Der Reggae-Held Jimmy Cliff, Jahrgang 1948, spielt hier den jugendlichen Ivanhoe Martin, der vom Land in die jamaikanische Hauptstadt Kingston kommt und innerhalb kurzer Zeit vom unbedarften Landei zum ehrgeizigen Musiker, Womanizer und rücksichtslosen Marihuana-Dealer wird.

Ivans Story basiert dabei lose auf der des realen Ivanhoe „Rhyging“ Martin, der es Mitte der 1940er Jahre als kleinkrimineller Robin Hood auf Jamaika zu einiger Bekanntheit brachte, bevor er 1948 in einem finalen Shootout mit der Polizei dran glauben musste.

Nun ist es unfair, die Story eines Films vorher auszuplauder, aber da dieser eben „based on true story“ ist, kann sich auch keiner beklagen, oder? „The Harder They Come“ war seinerzeit (und ist es wohl bis heute) der wichtigste jamaikanische Film, der zwar etwas fragmentarisch ist in seiner Erzählweise, aber doch einen guten Eindruck vermittelt vom harten Leben in der Karibik – Jamaika und speziell Kingston zählen entgegen kitschiger Reggae-Paradies-Klischees bis heute zu den weltweit am meisten von Verbrechen geplagten Städten bzw.

Staaten –, von der Wichtigkeit der Religion im Leben der Menschen, von heuchlerischen Pfaffen, von betrügerischen Plattenbossen, von der Reggae-Kultur, vom harten Vorgehen der bestechlichen Polizei gegen Marihuana-Anbauer, -Dealer und -Konsumenten.

Jimmy Cliff, dessen Musik im Film allgegenwärtig ist und der durch diesen Film wie Reggae allgemein in den USA seinen Durchbruch erlebte, spielt sehr überzeugend und authentisch, und zum Glück gibt es hier keine deutsche Fassung (was mit Sicherheit darauf hinausgelaufen wäre, dass Cliff/Martin die Synchronstimme von Eddie Murphy verpasst bekommen hätte ...), sondern das Original mit einem Mix aus klar verständlichem Englisch einerseits und unverständlichem jamaikanischem Patois andererseits, ergänzt um deutsche Untertitel.

Dazu kommt eine zweite DVD mit reichlich Bonus-Material über den Film und Cliff. Ein sehenswertes, begeisterndes musikhistorisches Dokument, und das nicht nur für Reggae-Fans, sondern auch für Punks, waren doch etwa Joe Strummer und THE CLASH große Jimmy Cliff-Fans.