Ende letzen Jahres wurde Michael J. Fox der Jean Hersholt Humanitarian Award verliehen, ein Ehrenoscar der Academy of Motion Picture Arts and Sciences für besondere humanitäre Verdienste im Sinne der Filmindustrie, der ihm bei einer Zeremonie im November 2022 in Los Angeles für sein Engagement für die Parkinsonforschung überreicht wurde. Dabei konnte man den inzwischen sichtlich von seiner Krankheit gezeichneten 61-Jährigen auf der Bühne bei der Übergabe des Preises erleben. Sicherlich besonders schockierend für Leute, die in den Achtzigern und Neunzigern mit den Filmen von Fox aufwuchsen, und bei dem in Kanada geborenen Darsteller immer das Gefühl hatten, er würde auf ewig dieser quasi nie alternde, quirlige Kleinstadtjunge Marty McFly aus „Zurück in die Zukunft“ bleiben. Was er auch lange war, selbst in ernsthafteren Rollen wie 1989 in Brian De Palmas beklemmendem Kriegsdrama „Die Verdammten des Krieges“ als Vietnamsoldat, der die Kriegsverbrechen seiner Kameraden vor Gericht bringt. 1991 erkrankte Fox im Alter von 29 Jahren an Parkinson, machte die Diagnose aber erst 1998 öffentlich, als sich die Symptome nicht länger verheimlichen ließen. Zwei Jahre zuvor spielte er die Hauptrolle in Peter Jacksons Horrorkomödie „The Frighteners“, an dem Robert Zemeckis, der Regisseur der „Zurück in die Zukunft“-Trilogie als Produzent beteiligt war. Wer den Film damals im Kino oder auf Video gesehen hat, wäre wohl nie auf die Idee gekommen, dass mit Fox etwas nicht stimmte, der auch hier als windiger Geisterjäger Frank Bannister aus dem imaginären Örtchen Fairwater, der nach einem Autounfall Geister sehen und mit ihnen kommunizieren kann, wie eine etwas reifere und ambivalentere Version von Marty McFly wirkte. Inzwischen ist der in Neuseeland geborene Jackson vor allem als Regisseur von Blockbustern wie „Der Herr der Ringe“, „King Kong“ oder „Der Hobbit“ bekannt. Als er „The Frighteners“ drehte, besaß er vor allem bei Menschen Kultstatus, die seine frühen, zwischen 1989 und 1992 entstandenen, humorvollen wie drastischen und billig produzierten Splatterfilme „Bad Taste“, Meet The Feebles“ und „Braindead“ schätzten – letzterer wurde hierzulande 1995 wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmt und kursiert seitdem nur in halblegaler Form auf DVD und Blu-ray. Dass Jackson zu mehr fähig war als zu geschmacklich grenzwertigen kruden Splatter-Orgien, hatte er bereits 1994 mit dem wunderbaren „Heavenly Creatures“ (mit einer noch unbekannten Kate Winslet) bewiesen, basierend auf einem neuseeländischen Mordfall aus den Fünfzigern, in den zwei Schülerinnen verwickelt waren. Bei „The Frighteners“ arbeitete Jackson dann plötzlich mit einem fünfmal so hohen Millionen-Budget und wäre nicht der erste Regisseur gewesen, der an den Vorgaben des Mainstreamkinos gescheitert wäre. Letztendlich bedeutete der Film seinen Durchbruch in Hollywood, mich hat aber keine seiner weiteren Arbeiten nach „The Frighteners“ mehr richtig begeistern können. Dafür steht „The Frighteners“ in unterschiedlichen Fassungen hier im Regal. Denn nachdem der Film hierzulande noch in unveränderter Form im Kino gezeigt wurde und auf Video erschien, enthielten die ersten in Europa vertriebenen DVD-Veröffentlichungen zwei minimale (drei Sekunden), aber dennoch ärgerliche Zensur-Schnitte. Die US-DVD sowie alle anderen nicht-europäischen DVDs waren hingegen ungeschnitten. 1998 durfte Jackson dann seinen um zwölf Minuten längeren Director’s Cut veröffentlichen, der aber erst 2005 in Deutschland erschien, inklusive vier Stunden Bonusmaterial. Zu diesen unterschiedlichen Fassungen gesellt sich jetzt die opulente, aber auch kostspielige 6-Disc Ultimate Edition von Turbine („classic“ und „new“ Artwork stehen dabei zur Auswahl), die zusätzlich noch ein 196-seitiges Buch, Artcards und zwei Poster enthält. Die Laufzeit des Bonusmaterials beträgt hier 350 Minuten. Der Film selbst ist in natürlich exzellenter Qualität auf normaler Blu-ray und UHD-Disc im Director’s Cut und als Kinofassung enthalten. Das „Ultimate“ kann man sicherlich so stehen lassen, denn diese Editon lässt sich schwerlich toppen, die sich natürlich vor allem an wahre Fans dieser gut gealterten Horrorkomödie richtet, in der Jeffrey Combs („Re-Animator“) als völlig irrer FBI-Agent Milton Dammers den wohl bizarrsten Auftritt seiner gesamten Filmkarriere hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Thomas Kerpen