SECRETS OF THE MOON

The Exhibitions MCD

Wie kommt ein eher auf Garagenpunk abonnierter Reviewer an eine Scheibe einer renommierten deutschen Black Metal-Band, wird sich vielleicht manch ein Leser fragen ... Und auch wenn der Vergleich in diesem Zusammenhang wohl eine Todsünde ist, muss ich darauf antworten: Wie die Jungfrau zum Kinde! Wie es der Zufall will, sitzt nämlich der Gitarrist und Sänger von SECRETS OF THE MOON in der Schule direkt neben mir.

Und da ich auf eine nicht zu unterschätzende Metal-Jugend zurückblicken kann, haben wir immer was zu reden und so bekam ich auch diese CD zugesteckt. Andere Frage: Warum wird im Ox eine Black Metal-CD besprochen? Auch das hat meiner Meinung nach durchaus Relevanz, da die Black Metal-Szene, allein durch ihre teilweise extreme Kontroversität, äußerst interessant und der Punkszene nicht unähnlich ist.

Und neuerdings spielt ja sogar TURBONEGROs Happy-Tom mit EMPEROR-Musikern zusammen bei SCUM, also gibt es schon eine gewisse Schnittmenge. Allerdings will ich hier auch nicht zeilenlange Rechtfertigungen schreiben, von daher zurück zum Thema: Wie gesagt sind SECRETS OF THE MOON eine im deutschen Black Metal-Untergrund sehr angesehene Band, wobei ich gleich vorausschicken muss (bevor die Antifa wieder Amok läuft), dass sie mit den albernen Black Metal-Nazi-Auswüchsen nichts am Hut haben.

Dafür sind sie intellektuell auch wohl schon ein paar Stufen weiter, denn bei näherer Beschäftigung mit der Band kann man schon so etwas wie ein durchdachtes Grundkonzept erkennen. Musikalisch hat das Ganze auch glücklicherweise ebenso wenig mit dem gefürchteten unhörbaren Rumpelsound mancher Combos (zum Beispiel frühe IMMORTAL) gemeinsam, wie mit verkitschtem Sound à la CRADLE OF FILTH, obwohl SECRETS OF THE MOON natürlich die klassischen Trademarks berücksichtigen.

Die Band zeichnen eher unglaublich komplexe, progressive Songs (die aber immer nachvollziehbar bleiben), Breaks hier, Tempowechsel da, erstklassige Instrumentenbeherrschung, ein sauberer aber atmosphärisch düsterer Sound und ein rauher Gesang (der zum Glück nicht in die berüchtigten Kreischorgien verfällt) aus.

Auf dieser EP sind drei Songs enthalten, wobei der erste mit unglaublichem Refrain und Gitarrenlead schon fast ein Ohrwurm ist und mit dem letzten Lied natürlich doch noch bewusst für ein bisschen Kontroverse gesorgt wird: eine Coverversion von "Under a funeral moon" von den (zumindest Anfang der 90er) äußerst umstrittenen Norwegern DARKTHRONE! Wer etwas mit Black Metal anfangen kann, sollte hier mal reinhören, SECRETS OF THE MOON sind absolut Erste Liga.

Die EP kommt übrigens in schönem Digipak, mit Ätzung auf der Abspielseite der CD. (17:20)