THE BOYS FROM BRAZIL

Einer meiner Lieblings-Trashfilme mit imposanten Staraufgebot ist und bleibt Franklin J. Schaffners THE BOYS FROM BRAZIL (Concorde) von 1978, basierend auf dem Buch von „Rosemary’s Baby“-Autor Ira Levin – dessen Vorlage hier aber weniger kongenial umgesetzt wurde –, der tatsächlich sogar mal für drei Oscars nominiert war.

Zwei Jahre nach MARATHON MAN geht es auch hier um die Umtriebe der in Südamerika untergetauchten Nazis, genauer gesagt um Dr. Josef Mengele (Gregory Peck in einer sehr ungewohnten Rolle), dem es gelungen ist, Hitler zu klonen, gleich 94-mal, und jetzt die Väter der Klone umbringen lassen will, um den Kindern ein möglichst originalgetreues biografisches Umfeld zu liefern, denn Hitler hatte ebenfalls als 13-Jähriger seinen Vater verloren.

Allerdings kommt ihm dabei der Nazijäger Ezra Liebermann auf die Spur, gespielt von Laurence Olivier, dessen Figur nicht ganz zufällig an Simon Wiesenthal erinnert. Daneben agieren noch James Mason, Lilli Palmer, Steve Guttenberg (der allerdings schon sehr früh den Löffel abgibt) und Sky Dumont.

THE BOYS FROM BRAZIL pendelt dabei zwischen Science Fiction, Horror (die Farm von Dr. Mengele könnte auch aus THE ISLAND OF DR. MOREAU stammen) und amüsanter Geschichtsfälschung und ist ebenso provokant wie vollkommen unglaubwürdig, was aber dem Spaß an diesem Film keinen Abbruch tut.

Ein A-Budget-Thriller mit B-Film-Feeling, denn Peck und Olivier scheinen ihre Figuren oft mehr zu parodieren, als wirklich ernsthaft mit Leben zu erfüllen. Schaffner erreicht hier sicher nicht die Klasse von PLANET OF THE APES, aber sein THE BOYS FROM BRAZIL besitzt immer noch eine sehenswerte Skurrilität – eine diese fast schon etwas geschmacklosen filmischen Entgleisungen der späten 70er.

Der echte Josef Mengele war übrigens während der Entstehung des Films noch am Leben, starb aber kurz nach dessen Veröffentlichung – es ist nicht bekannt, ob es da irgendeine Verbindung gab.

Sehr schön ist auch, dass die aktuelle DVD von Concorde endlich mal die gut 20 Minuten längere Originalfassung enthält, wo allerdings die bisher fehlenden Szenen nur deutsch untertitelt wurden.