RACHEL UNTHANK & THE WINTERSET

The Bairns

Hinter RACHEL UNTHANK & THE WINTERSET und ihrem zweiten Album stecken maßgeblich die beiden Schwestern Rachel und Becky Unthank aus dem englischen Newcastle. Das merkt man schon am etwas quäkenden Gesang, der allerdings auch von einer Isländerin stammen könnte, die es mit dem Englisch nicht so ganz auf die Reihe bekommt – file under gewöhnungsbedürftig.

Dafür ist „The Bairns“ musikalisch umso ansprechender, folkloristischer Kammerpop, mit sehr dominantem Pianospiel, zu dem sich osteuropäisch anmutende Streicher gesellen. Die große Gefahr bei solchen Neo-Folkies (siehe etwa Devendra Banhart) ist, dass alles allzu behäbig dahindümpelt.

So ein Fall scheinen im ersten Moment auch die Unthank-Schwestern mit ihrer rustikalen Neoklassik-Mittelalter-Folklore zu sein, aber die Songs von „The Bairns“ besitzen eine immer wieder überraschende, spannende Dramaturgie, die gekonnt die an sich spartanische Instrumentierung voluminös verdichtet.

Und so klingen RACHEL UNTHANK & THE WINTERSET, als ob sie permanent zwischen Waldlichtung, Kneipe und Konzertsaal hin und her springen würden, was ihrer Platte eine emotionale Lebendigkeit und Authentizität verleiht, die mehr als sprödes Kunsthandwerk ist.

Erstaunlicherweise handelt es sich dabei überwiegend um umarrangierte Traditionals, aber auch zwei Kompositionen von Bandmitglied Belinda O’Hooley, die mit „Blackbird“ fast einen echten Popsong beigesteuert hat, neben einer ambitionierten Coverversion von Robert Wyatts „Sea song“, dessen Songs mir im Original eigentlich nie gefallen (man vergleiche auch „Shipbulding“ in den Versionen von Wyatt und Elvis Costello).

Irgendwie sperrig bleibt „The Bairns“ zwar dennoch, aber auf eine sehr sympathische Weise.