Es steht nicht gut um die Menschheit. Es ist zum Heulen, zum Schreien, zum Verzweifeln! In dystopischen Szenarien zu resignieren ist angesichts von Klimawandel, globalem Aufstieg rechts-autoritärer Ideologien und Regime, menschenverachtender Migrationspolitik und entfesseltem Turbokapitalismus so viel bequemer als sich den Optimismus zu bewahren.
„Die Zukunft hat ihre Überzeugungskraft verloren“ urteilt die testcard-Redaktion im Editorial. Zugleich spürt die aktuelle Ausgabe des poplinken Theorieorgans mögliche Pfade auf, wie wir uns unsere Zukunft zurückholen könnten, indem die Autor*innen utopische Versprechen und Potenziale verschiedener Pop-Theorien und -Formate herausarbeiten und diskutieren.
Die fast dreißig Essays handeln in diesem Sinne unter anderem von Acid- und Queer-Kommunismus, Geschlecht und Sexualität, Feminismus, Afrofuturismus, Tropicàlismo, Migration, Urbanität, Architektur, Musik, Film und Mode.
Hier wird keine Weltformel, kein neues Utopia konstruiert, aber denkbare Voraussetzungen und Eigenschaften eines solchen werden erkennbar. Das seit 1990 so oft postulierte Ende der Geschichte, ist ein Mythos.
Der Status quo der Menschheit ist nicht naturgegeben. Das ist Trost und Verpflichtung zugleich. Eine bessere, nein, eine gute Welt ist möglich. Dies zeigen die Autor*innen auf zumeist anregend reflektierte, manchmal aber auch auf abwegige zustimmendes Schmunzeln verursachende Art und Weise.
Die Lektüre regt sehr zum Nachdenken an, macht Mut und Lust sich einzumischen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #145 August/September 2019 und Salvador Oberhaus