Es wäre eine Untersuchung wert, wieso Post-Rock und Ästhetiken der Raumfahrt so oft Hand in Hand gehen. Auch das neue Album von IIAH ziert am Cover eine karge (Mars-?)Landschaft, auf der eine einzelne Person wandelt und auf deren dunklen Himmel sich die Erde abzeichnet, von der gerade ein Raumschiff geradeaus nach oben losfliegt. Während die russischen Kosmisten im Vorfeld von 1917 die Besiedelung des Kosmos, verbunden mit der Auferweckung aller Toten, zum obersten Ziel einer sozialistischen Gesellschaft erklärten, haben heutige Fantasien eines Aufbruchs in den Kosmos in den wenigsten Fällen noch viel mit Kollektivität zu tun. Eine größere Rolle spielt da ultra maskuliner Universums-Kolonialismus und die Negation von allem, was sich nicht der Illusion des eigenständigen Individuums verschreibt – all das natürlich versteckt in verklärt-romantischen Fantasien von Weitläufigkeit, Ruhe und „fühlbarem“ Wissen. Mit diesen Begriffen ist auch „Terra“ im Wesentlichen zusammengefasst.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Simon Nagy