Wer kennt die Glamrocker MÖTLEY CRÜE noch? In den Achtzigern waren sie eine große Nummer und die Band, die GUNS N‘ ROSES den Weg ebnete. Der Ruhm brachte der Band Millionen ein, die einzelnen Mitglieder stürzten aber in unzähligen Exzessen ab.
Mit „Tattoos & Tequila” - die gleichnamige CD ist ein respektables Coveralbum, kein Hörbuch – legt nun Vince Neil, Sänger und Frontmann der Band, seine Sicht der Dinge da, die auch schon in der Bandbio „The Dirt“ beschrieben wurde.
Er neigt zu ausgesprochen positiver Selbstdarstellung, die durch Kommentare seiner vier (Ex-)Frauen aber stark relativiert wird. Von MÖTLEY CRÜE ist nur Nikki Sixx bereit, sich zu Neils Eskapaden zu äußern.
Er tut dieses diplomatisch, wenn man bedenkt, dass Neil seine drei Mitmusiker durchgehend als „egozentrische Arschlöcher“ tituliert und die Band nur noch als Geschäftsbeziehung ansieht, betreibt er selbst doch Tattoo-Studios, Restaurants und eine Tequila-Brennerei.
Während Sixx in seiner lesenswerten Autobiografie schonungslos seine Heroin- und Kokainsucht aufarbeitet, bleibt Vince Neil oft an der Oberfäche und negiert seine schwere Alkoholkrankheit, die ihn immer bis zum Filmriss saufen und aggressiv werden lässt, und seine Sexsucht, die sich in unzähligen Abenteuern mit Groupies, Pornostars und Playmates äußert.
Wie Neil wirklich über den von ihm verursachten Unfalltod des HANOI ROCKS-Drummers Razzle denkt, bleibt verschwommen, wirklich ergreifend ist das Buch lediglich, als er den Krebstod seiner vierjährigen Tochter schildert, zu deren Erinnerung er eine Spendenorganisation gegründet hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Ollie Fröhlich