TAQWACORE

Michael Muhammad Knight

„Taqwacore“ ist ein schönes Kofferwort aus dem Begriffen „Taqwa“, was soviel heißt wie Gläubigkeit, und „core“, was im Ox wohl nicht erklärt werden muss. Knights Werk, in den USA bereits 2003 erschienen, hat dort schon zig Kids in den Staaten inspiriert, sich selbst als Taqwacores zu bezeichnen.

Punk hat schon einige seltsame Kombinationen mit diversen Glaubensrichtungen durchgemacht, die Idee einer muslimischen Punk-Szene ist also gar nicht abwegig. Schauplatz des fiktiven Werks ist eine Studenten-WG in Buffalo, New York.

Ich-Erzähler Yusef ist ein junger Muslim, der nach dem Willen seiner Eltern in eine WG mit anderen muslimischen Studenten zieht. Diese Gemeinschaft entpuppt sich allerdings als Wohnort einer ganzen Truppe Punks, die ihre Zeit gern mit Alkohol, Sex und Drogen verbringt und durch eine Sache vereint ist: der Glauben an den Islam.

Der orthodoxe Straight-Edge-Skin lebt dort genauso wie drei Iro-Punks und das Riot Girl unter der mit Bandaufnähern verzierten Burka. Da wird dann auch gern mal das mit Bierpullen übersäte Wohnzimmer als Gebetsraum genutzt.

Gewisse Parallelen zu der englischen Achtziger-Jahre-Serie „The Young Ones“ sind zwar gegeben, aber „Taqwacore“ ist nicht ansatzweise so klamaukig, sondern eine gut geschriebene Coming-of-Age-Geschichte mit einem stimmigen Setting: Angefangen bei den eingeflochtenen Songs (kennt man alle), bis zu den arabischen Begriffen für Gebete und Anpreisungen Allahs passt alles.

Am Ende ist das Taqwacore-Haus allerdings das Opfer seiner eigenen Dynamik, als in der WG ein Konzert gleichgesinnter Bands stattfindet. Als Subkultur-kompatibler Einblick in die Welt muslimischer Punk-Kids ist „Taqwacore“ allerdings für jeden Punk-geprägten Religionskritiker schwer zu empfehlen.