Essentielle deutsche Punk-Archäologie mit Rüdiger von Teenage Rebel: ARTLESS, angeblich aus Duisburg, aber in echt eher aus Düsseldorf und dem Ruhrgebiet stammend, waren von Mitte 1979 bis Ende 1981 eine der, wie Zeitzeugen behaupten, besten deutschen Bands jener Zeit, und mit ihrer Single "Mein Bruder is 'en Popper" hatten sie sogar sowas wie einen kleinen Hit.
"Tanzparty Deutschland" war ihr erstes und einziges Album, erschien damals nur als Cassette und erfuhr dann 1990 die Wiederveröffentlichung im LP-Format, war seitdem aber wieder out of print.
Teenage Rebel hat jetzt endlich ARTLESS ins Digital-Zeitalter gehievt, auf dass die Jugend erkenne, was vor bald 30 Jahren für großartige Musik gemacht wurde. Die Soundqualität ist bedingt durch unaufffindbare Originalbänder zwar relativ rauh, aber warum sollte sie auch besser sein als damals, als man das Tape auf billigen Cassettenrecordern übersteuert in die Gegend blastete - und wirklich schlecht geht sowieso anders.
"Unrasiert und ungekämmt" forderten ARTLESS - die übrigens nichts mit der gleichnamigen US-Band des MRR-Kolumnisten Mykel Board zu tun haben - "Peace & Anarchy", singen auch mal eine "Schnulze", geben mit "Punk '80" eine sehr negative Szenebeschreibung ab, fressen statt Drogen lieber "Knoblauch" - und beklagen im oben schon erwähnten Song den musikalischen Geschmack des Bruders.
"Pogopunk" nannte man damals den Sound der Duisburger, die übrigens auch durch den ARD-Fernsehfilm "No Future" bundesweit bekannt wurden, und das jetzt neu aufgelegte Album wird ergänzt um einen Konzertmitschnitt vom Juli 1981 aus Essen sowie durch ein umfangreiches Booklet, in dem es neben den Texten und Fotos auch diverse Fanzine-Schnipsel über die Band gibt.
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