Von Berlin nach Łódz sind es rund fünf Stunden, nach Düsseldorf ist man da meist länger unterwegs. Entsprechend „unexotisch“ ist diese Split-LP also, zwei befreundete Bands haben je vier Songs „gespendet“, die nun in Form einer Split-LP veröffentlicht wurden.
WIEZE FABRYK kommen aus Łódz, gründeten sich schon 2000 und beziehen sich musikalisch klar auf die Wave-Tradition der Achtziger. In diesem Kontext fällt immer wieder der Begriff „Cold Wave“ für Bands wie JOY DIVISION, X-MAL DEUTSCHLAND und Co., interessanterweise traf ich damals in den Achtzigern aber niemanden, der diese Genrebezeichnung verwendet hätte – mit D-Beat ist das genauso.
Komische Neologismen ... Entsprechende Bands gab es auch im kommunistischen Polen der Achtziger, WIEZE FABRYK berufen sich dabei auf (mir unbekannte) Bands wie MADE IN POLAND, VARIETE oder 1984.
Ihre mit polnischen Texten versehenen Songs stammen von der „Dym“-CD, und mir gefällt dieser harsche, treibende, düstere Sound ausgesprochen gut – hier wird nicht einfach nur alten Helden gehuldigt, die Goth-Punk-Nummern entstammen klar dem Hier und Jetzt.
Auf der Flipside sind TANZKOMMANDO UNTERGANG aus Berlin zu hören, deren vier Lieder vom Demo stammen. Mich erinnert das musikalisch an eine Mischung aus frühen RAZZIA und SIOUXSIE & THE BANSHEES, wobei ihr Markenzeichen neben dem hektischen Rhythmus der verwaschene Gesang von Marta ist.
Durchaus interessant, aber im historischen Vergleich und auch angesichts der starken Konkurrenz eine LP-Seite weiter recht schwach. Mal sehen, wie die Band sich entwickelt. Die Aufmachung der Splitscheibe kann sich sehen lassen: zusätzlich zum normalen LP-Cover und dem Textblatt gibt es noch ein im Siebdruckverfahren hergestelltes Zusatzcover.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Joachim Hiller