TANZ DER TEUFEL

In letzter Zeit sind viele Filme, die in den Achtzigern Opfer hysterischer Jugendschützer und übermotivierter Staatsanwälte wurden, rehabilitiert worden und wieder frei erhältlich, wie etwa „Blutgericht in Texas“, besser bekannt als „The Texas Chainsaw Massacre“.

Dennoch kommt es irgendwie einer kleinen Sensation gleich, dass jetzt auch Sam Raimis, für eine knappe halbe Million gedrehte Billigproduktion „Tanz der Teufel“ („The Evil Dead“), die über die Jahre zu einem einflussreichen Kultfilm des modernen Horror-Kinos wurde, von Indizierung und Beschlagnahme befreit mit einer FSK 16-Freigabe ganz offiziell ungeschnitten hierzulande erhältlich ist.

Natürlich war der Film im Ausland spätestens mit der Einführung von DVD relativ leicht verfügbar, und durch das Internet wurden die Versuche, den Film hierzulande zu unterdrücken, dann vollkommen lächerlich.



1984 hatte man in Deutschland sogar noch kurz die Möglichkeit, „Tanz der Teufel“ ungeschnitten im Kino und auf Video zu sehen, bis er dann sehr schnell aus dem Verkehr gezogen wurde, wegen der üblichen unterstellten Gewaltverherrlichung.

In Folge lieferten sich die damaligen Rechteinhaber ProKino und VCL Communications einen jahrelangen Rechtsstreit mit deutschen Gerichten, bis hin zum Bundesverfassungsgericht, um „Tanz der Teufel“ zumindest in einer gekürzten Fassung veröffentlichen zu dürfen.

Dabei ging es auch um die absurde Frage, ob „Zombies“ Menschen sind und die im Film ausgeübte Gewalt gegen diese Wesen gegen die Menschenwürde verstößt. Gut 30 Jahre später kann man über so einen Unsinn natürlich nur noch lachen, aber damals beschäftigte der Kampf gegen den Schmutz und Schund aus den Videotheken, der die deutsche Jugend zu versauen drohte, nun mal die besorgte Volksseele.

Seit kurzem kann man bei „Tanz der Teufel“ je nach Größe des Geldbeutels frei zwischen unterschiedlich aufwendigen Mediabook-Veröffentlichungen wählen, wobei die in einer schlichten roten Amaray-Hülle veröffentliche Doppel-Blu-ray mit zahlreichen Extras, darunter auch zwei längere Dokumentationen, vom Preis-Leistungs-Verhältnis her sicher nicht die schlechteste Wahl ist.

Abgesehen von der grundsätzlich guten Qualität der Blu-ray-Umsetzung, ist es auch vorbildlich, dass hier ebenfalls die 4:3-Version enthalten ist, denn in diesem Format wurde „Tanz der Teufel“ ursprünglich gedreht.

Vergeblich sucht man hier allerdings Raimis 32-minütigen Kurzfilm „Within The Woods“ von 1978, der dem Zweck diente, Investoren für einen identischen abendfüllenden Kinofilm zu finden, aus dem dann „Tanz der Teufel“ wurde, und der ihm inzwischen offenbar zu amateurhaft erscheint.

Ob der Film des späteren, deutlich vom Slapstick der Three Stooges und Ray Harryhausens Stop-Motion-Technik beeinflussten „Spider-Man“-Regisseurs auch noch ein heutiges Publikum begeistern kann, ist schwer zu sagen, ich bin immer wieder von neuem von seinem visuellen Einfallsreichtum, den wilden Kamerafahrten und der beängstigenden Soundkulisse beeindruckt.

Die Handlung von Raimis innerhalb von zwei Wochen unter teils abenteuerlichen Bedingungen gedrehten Regiedebüts mutet banal beziehungsweise inzwischen sogar recht blödsinnig an, wurde aber dennoch in zahllosen Filmen kopiert.

Denn in „Tanz der Teufel“ will eine Gruppe Studenten (zwei Pärchen und die Schwester des von Bruce Campbell gespielten Ash) in einer heruntergekommenen, abgelegenen Waldhütte Urlaub machen.

Durch das Abspielen eines Tonbands mit uralten Beschwörungsformeln werden dann dämonische Kräfte freigesetzt, die von den Körpern der Studenten Besitz ergreifen. Der verstörende Höhepunkt ist dabei, als eine der Studentinnen von dem durch die Dämonen lebendig gewordenen Wald vergewaltigt wird.

Für Raimi hat sich der damalige Aufwand auf jeden Fall gelohnt, denn „Tanz der Teufel“, dem zwei deutlich humorvollere Fortsetzungen folgten (erneut mit Bruce Campbell als Ash in der Hauptrolle), ebnete ihm den Weg nach Hollywood.

Und mit der Serie „Ash vs Evil Dead“ ist Raimi aktuell wieder zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt.