TANK GIRL

Ich erinnere mich noch gut, wie ich 1995 enttäuscht eine Kinovorstellung von Rachel Talalays „Tank Girl“ verließ. Offenbar war ich nicht der Einzige, denn der Film erwies sich als Flop an der Kinokasse und konnte seine Produktionskosten nicht mal ansatzweise wieder einspielen.

Talalay, die bereits mit dem letzten „Nightmare on Elm Street“-Teil „Freddy’s Finale“ und dem Virtual Reality-Beitrag „Der Killer im System“ eher mäßige Genre-Filme abgeliefert hatte, war nach „Tank Girl“ überwiegend im TV-Bereich beschäftigt.

Dabei besaß diese Comic-Realverfilmung auf jeden Fall viel Potential, schon wegen der zum Kult avancierten zugrunde liegenden gleichnamigen Comicbuchreihe der Briten Jamie Hewlett und Alan Martin, die keinen konventionellen Plot oder durchgängigen Erzählstrang besaß.

Die ließen ab 1988 ihre punkige, in einem Kampfpanzer hausende Heldin Tank Girl aka Rebecca Buck die von Meteoriten zerstörten Wüstenlandschaft Australiens durchstreifen, begleitet vom Kängurumenschen Booga.

Auch wenn gewisse Comic-Kenner darin nur „Schlampenpower im Anarchofunlook“ und eine „Jungenphantasie“ sahen, besaß die Serie auf jeden Fall eine subversive feministische Ebene. Von der ist auch noch viel in der bunten wie überdrehten Verfilmung zu spüren, denn das von Lori Petty („Gefährliche Brandung“) mit überbordender Energie zum Leben erweckte apokalyptische Riot Grrrl, eine Art Mad Maxine, dürfte zu den ungewöhnlichsten und anarchistischen Filmheldinnen der 90er gehören.

Hinzu kam ein passender, von Courtney Love zusammengestellter Soundtrack. Durch seinen Ideenreichtum und trashigen Charme verdient „Tank Girl“, der auch durch nachträgliche Eingriffe der Produzenten beschädigt wurde, definitiv eine Neubewertung, was durch die aktuelle Blu-ray-Premiere im Mediabook jetzt auf qualitativ hohem Niveau möglich ist.