Die Story beginnt auf einem SHELTER-Konzert in Barcelona. Die professionelle Sängerin Chui Kanela traf dort auf John Porcelly, den jetzigen Gitarristen der Band, der vorher unter anderem bei YOUTH OF TODAY, SHELTER, BOLD und JUDGE aktiv war. Sie sagte zu ihm, dass sie mit ihm eine Band gründen wollte – und dass sei kein Scherz. Sie blieben über Social Media in Kontakt und Porcell schickte ihr irgendwann drei BOLD-Songs, die bis dahin nie erschienen waren. Quasi über Nacht ist so die erste Single entstanden, „Will be tomorrow“, das nun der Opener des Albums ist. Porcell war begeistert – er sagt, dass da kein Demo, sondern ein fertiger Song zurückkam. Und so ging es munter weiter, dann kam Corona und währenddessen entstand das komplette Album, da man dafür die entsprechende Zeit hatte: Chui Kanela musste ihr Tattoostudio schließen und Porcells Yoga-Aktivitäten fielen auch erst mal flach. Die weiteren Mitglieder der Band sind Tim Brooks (BOLD) und Vinny Panza (YOUTH OF TODAY) – und so erwartet man trotz der melodischen Parts, wie sie beispielsweise SHELTER oder JUDGE auch hatten, erst einmal harten, ballernden, schnellen New York Hardcore. Doch weit gefehlt. Chui prägt mit ihrem sehr melodischen Gesang den Sound maßgeblich mit und stellenweise denkt man eher an Pop-Punk als an Hardcore. Doch natürlich gibt es dazu die typischen Hardcore-Riffs und Gangshouts, die Geschwindigkeit und die ganze Kraft, die daraus erwächst. Porcell bezeichnet das als seinen Stempel, der auf all seiner Musik ist. Und der wird dann immer breite, „Take Your Time, I’ll Be Waiting“ dürfte nämlich das melodischste Album sein, das er bisher veröffentlicht hat. In diesem Zusammenhang betonen beide ihre Einflüsse auch von den melodischen West-Coast-Bands, die einem sofort auffallen. 13 Songs sind es insgesamt geworden, die mal schnell und mal mit etwas angezogener Handbremse gespielt werden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie enorm druckvoll, klar und dennoch rauh daherkommen. Dave Kutch (Billie Eilish, Lana Del Rey) hat hier mit seinem Mastering wirklich alles richtig gemacht. Es klingt alles sehr melodisch – aber nicht soft. Sängerin Chui gelingt es gut, diesen einen Schritt zu viel nicht zu machen. Die Message der Band ist ernst – und enorm empowernd. Hier kommt zum einen die klassische positive New York Hardcore Message zum Vorschein und wird vollendet durch Chui Kanelas „Way of life“, wie sie es nennt. Der Song „Bring me the PMA“ hat es schon im Namen: auch wenn man scheitert, kann man es am nächsten Tag wiederum schaffen („Will be tomorrow“). Mit „Earthlings“ ist auf der LP auch ein super Animal-Rights-Song enthalten. Auch thematisch ergänzt sich das sehr gut, irgendwie passt hier einfach alles wunderbar zusammen.
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Manuel Stein
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #170 Oktober/November 2023 und Roman Eisner
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