Wer KARIES als hibbelige Post-Punk-Band in Erinnerung hat, darf sich mit „Tagträume an der Schaummaschine“ neu orientieren. Sie bieten einen sich fast selbst auflösenden Lo-Synth-Pop an, der in manchen Sekunden so repetitiv im Kreis wabert, dass man Angst hat, er läuft rückwärts oder verfängt sich in einer Endlosspirale. Die Begriffe Träume und Schaum sind absolut treffend für die Atmosphäre, die KARIES verbreiten. Unwirklich wie im Fiebertraum schunkeln sie uns in „Laguna seca“ disharmonisch und zerbrechlich hin und her. Das ist irritierend und beruhigend zugleich. Man neigt dazu, sich in den Rhythmus einfügen zu wollen, in der Hoffnung, dass er nie endet („Willy“). Die Spannung rührt vorrangig aus der Angst, dass der Band die Situation entgleiten könnte. Wer die Diskografie von KARIES verfolgt hat, kann den Weg bis hierhin absolut nachvollziehen. Sie tun eigentlich nichts anderes als bisher, lenken ihre Aufmerksamkeit aber auf einen bislang eher als Randnotiz fungierenden Teil ihres Sounds. Der Gesang schiebt die dichten Klangwelten nur an, klatscht sich sanft mit ihnen ab, lässt der Musik stets den Vortritt. KARIES bilden mit „Tagträume an der Schaummaschine“ das Gefühl des lähmenden Stillstands ab, das die rasante Entwicklung nach unten in vielen auslöst. Die Tatsache, dass KARIES viel mit Delay, surreal wirkenden Kreativmomenten und nicht zu Ende gebrachten Mustern arbeiten, passt erschreckend gut in die aktuelle Zeit. Zeilen wie „Leute dicht an dicht, das mag ich nicht“ gehen eigentlich immer.
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