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SWITCH RELOADED – DIE BOX

Seit 1997 macht das SWITCH-Team in relativ konstanter Besetzung die Fernsehlandschaft unsicher und hat sich neben KALKOFES MATTSCHEIBE zu einem der besten Formate in Sachen TV-Parodie entwickelt – das Vorbild war die australische Serie „Fast Forward“.

Wobei ich anfangs gar nicht so begeistert davon war, vielleicht waren die Gags in der ersten Staffel einfach noch nicht so überzeugend. Schwach waren auf jeden Fall die Leistungen der Damen Annette Frier und Bettina Lamprecht, die keinen nachhaltigen Eindruck hinterließen, dafür umso mehr die Veteranen der Serie: Petra Nadolny, Susanne Pätzold, Mona Sharma, Michael Müller, Peter Nottmeier und Bernhard Hoëcker (Michael Kessler kam erst später hinzu), die hier teilweise in wirklich beeindruckender Form Schauspieler, Musiker, Moderatoren und Politiker imitierten und gekonnt deren Macken bloßstellten.

Natürlich könnte man bemängeln, dass es ja ein leichtes ist, die generelle Blödheit des Fernsehprogramms durch den Kakao zu ziehen, und die Humor-Parasiten von SWITCH nur Nutznießer dieser traurigen Tatsache sind, andererseits muss man das in dieser kunstvollen Form erst mal hinbekommen.

Und wenn man sich dagegen andere deutsche Comedy-Formate anschaut, dann verstehen die Gag-Schreiber von SWITCH wirklich was von ihrem Handwerk und produzieren nicht nur ausschließlich Rohrkrepierer, wobei es auch die durchaus dabei gibt.

Das Problem bei den ersten vier Staffeln, von denen die letzte 2000 ausgestrahlt wurde, war wohl vor allem, dass man sich an bestimmten wiederkehrenden Gags einfach sattgesehen hatte, und so konnte man Sprüche wie „Hoëcker, Sie sind raus!“ und „Ja, wieso das denn?“ irgendwann nicht mehr hören.

Die längere Pause hat SWITCH auf jeden Fall gut getan, und auch wenn in der ersten Staffel von RELOADED die Gags und Masken noch etwas verbesserungswürdig sind, das generelle Prinzip funktioniert immer noch sehr gut.

Eine echte Bereicherung stellen auch die Neuzugänge Max Giermann und die witzige wie attraktive Martina Hill dar, die sich inzwischen zu heimlichen Stars der Serie gemausert haben. Hill vor allem in ihren Rollen als RTL-Moderatorin Katja Burkard („Sssüß!“) und als ARD-Börsen-Frau Anja Kohl („An der Pörse ist es nicht anders ...“), die eigentlich vorher niemand richtig wahrgenommen hatte.

Auch nicht schlecht Hill als Heidi Klum mit schriller Piepsstimme. Wobei Giermann inzwischen seine Kollegen durch seine Darstellung von Stefan Raab, Reinhold Beckmann, Tim Mälzer oder Johann Lafer fast etwas überholt hat, aber nur fast.

Ungeschlagen ist allerdings Kessler als Adolf Hitler in der „Stromberg“-Parodie „Obersalzberg“, was an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten ist – Hakenkreuze galore –, zumal hier ja ein Format parodiert wird, das eh schon als Parodie angelegt war.

Aber Kesslers durchgeknallten Florian Silbereisen lasse ich mir auch gefallen, ebenso wie Petra Nadolny als Elke Heidenreich, aber SWITCH RELOADED hat ja bekanntlich noch einiges anderes zu bieten, da hat jeder sicher seine persönlichen Lieblinge.

Nachdem es die SWITCH CLASSICS bereits als kostengünstige Box gab, ist jetzt auch SWITCH RELOADED „komplett“ erschienen, wobei da noch die vierte Staffel fehlt, die kommt erst im März, für die aber zumindest ein Platzhalter vorhanden ist.

Na ja, angesichts des billigen Pappschubers kann man zwar nicht wirklich von einem ästhetisch hochwertigen Sammlerstück fürs heimische Regal sprechen. Ansonsten macht man bei diesem inzwischen mit diversen Auszeichnungen überschütteten Highlight deutscher Fernsehunterhaltung mit Suchtfaktor nicht allzu viel falsch.

Wenn man denn etwas für diese Sorte Humor übrig hat, der überraschend wenig Abnutzungserscheinungen zeigt, selbst wenn nicht jede Pointe ihr Ziel trifft. Und so lange das Fernsehprogramm weiter so viele gute Vorlagen liefert, wird es wohl auch noch weitere Staffeln von SWITCH geben.