Sechs Jahre nach ihrem ersten Konzert und nach einigen EPs veröffentlicht die Band SUPINE aus Philadelphia ihr Debütalbum. Der Screamo-Geräuschpegel hatte also einen längeren Anlauf. Das Aufbauen der Beklemmung wird im Opener ersichtlich. Der Druck steigt und entlädt sich, pfeift aus dem Teekessel und zerschmettert diesen blank polierten Edelstahlpott mit dem zweiten Song: „Loose diadems“ beginnt giftiger als die Lieder der EPs, das gefällt mir, es gibt mehr Chaos bei den Gitarren, das Schlagzeug ist unfassbar schnell! Über das gesamte Album herrscht ein ausgewogenes und wohlüberlegtes Verhältnis zwischen ruhigeren Parts und der wütenden Entladung. Ähnlich verhält es sich auch im Song „Inherited wealth“: Der Zorn weicht der Ernüchterung, das Aufbäumen der Resignation und das Geschrei dem Gesang. Es wird versucht, sich selbst zu befreien und die Kraft für die nächste Eruption zu sammeln. Wie schlagendes Wasser an den Wänden eines kleinen Bootes, was letztendlich überschwappt und Zerstörung sowie Auflösung hervorruft. Das Debütalbum ist dem gleichgültigen (engl. supine) Menschen gewidmet, der in Routinen der Selbstoptimierung von sich und der Welt abgelenkt sein will. Das fragile Scheinbild des trägen Edelstahl-Menschen wird in den neun Songs gebrochen. Ein starkes Screamo-Album, das mir in den chaotischen Parts am besten gefällt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und David Gabriel