In Sachen Comics ist der Schweizer Gion Capeder ein Spätzünder. Erst im Alter von vierzig Jahren brachte er 2011 mit „Le 7“ seinen ersten Comicband heraus. „Superman“ ist erst sein zweites Album für das er, allen guten Kritiken zum Trotz, keinen französischsprachigen Verleger finden konnte.
Jetzt also hat sich mit der Zürcher Edition Moderne ein deutschsprachiger Verlag der Veröffentlichung angenommen. Im immer leicht steril anmutenden reduzierten Stil eines Chris Ware oder – eher noch – ähnlich Daniel Clowes (ein wenig detailreicher) lässt Capeder seinen psychisch gestörten Hauptakteur zwischen einem für Außenstehende scheinbar perfekten Leben mit einer erfolgreichen Karriere, einem gutbezahlten Job und einem erfülltem Ehe- und Liebesleben und grob skizzenhaft angedeuteten, stetig zunehmenden Gewaltfantasien pendeln.
Ursache: Übermäßiger Ehrgeiz und Überforderung. Ein „Just do it“-Graffito kündigt dann den unvermeidlichen Showdown an, der schließlich in ein offenes Ende mündet. Was zunächst in visueller Hinsicht verstörend emotionslos wirkt, erweist sich bei näherer inhaltlicher Betrachtung als durchaus kritisches Porträt der Generation Zehenspitzeneffekt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Anke Kalau