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STURM ÜBER TEXAS

Nach seinem deutschen Kinostart 1962 verschwand Joseph H. Lewis’ Western „Sturm über Texas“ („Terror In A Texas Town“) mehr oder weniger in der Versenkung und erlebt erst jetzt in sehr guter Qualität seine Heimvideopremiere auf DVD und Blu-ray. Ein wenig irritierend wirkt für einen Western, dass man auf den Filmplakaten einen Mann mit Harpune sieht („Harpoon against Six-Gun! A savage duel!“), so als ob hier eine eigenartige Verbindung zu Herman Melvilles Roman hergestellt werden sollte, der zwei Jahre zuvor von John Huston verfilmt wurde. Tatsächlich ist die Hauptfigur ein Walharpunier namens George Hansen, der nach 19 Jahren auf See zurück in seine Heimatstadt kommt und vom gewaltsamen Tod seines Vaters erfährt. Verantwortlich ist dafür der Revolverheld Johnny Crale, der für den skrupellosen Großgrundbesitzer Ed McNeil dafür sorgen soll, dass die hiesigen Kleinfarmer ihre Grundstücke an ihn verkaufen, da er darunter große Ölvorkommen vermutet. Dabei schreckt Crale auch nicht vor Mord zurück, wie im Fall von Hansens Vater. Hansen bittet die Bewohner der Stadt um Hilfe beim Kampf gegen McNeil und seine Schergen, ist aber letztendlich auf sich allein gestellt. Parallelen zu Fred Zinnemanns Western-Klassiker „Zwölf Uhr mittags“ liegen auf der Hand, auch wenn „Sturm über Texas“ nicht dessen psychologische Tiefe und raffinierte Dramaturgie besitzt. Von einem Drehbuchautor wie Dalton Trumbo („Spartacus“, „Papillon“) hätte man durchaus mehr erwarten können, der oft unter Pseudonym arbeiten musste, da er als Kommunisten-Unterstützer galt. Lewis, ein routinierter Regisseur von Billigproduktionen, konnte mit der bewährten Formel „style over content“ aber auch „Sturm über Texas“ trotz des offensichtlich geringen Budgets zu einem überdurchschnittlichen Western mit antikapitalistischer Botschaft machen.