Verwirrung zur Eröffnung? Okay! Muss ich doch feststellen, dass der Hidden Track gleichzeitig der Titelsong ist. Also so wirklich "hidden" ist der gar nicht, der reiht sich nahtlos an die anderen 6 Lieder über Leben, Leiden und Skurriles an, ist aber nicht auf der Coverrückseite aufgeführt.
Jetzt wird es für alle recht lustig, die diese CD bereits kennen und schätzen, denn ja, der dicke Reviewtipper vom Ox findet gerade den am aller-, allerallerschönsten. Ach was, fantastisch finde ich den sogar! Ein Lied (ich merke bereits, wie die Eingeweihten ihre Köpfe schütteln wie BSE-Rinder), wie die TELEVISION PERSONALITIES es nicht hätten versponnener, überkandidelter und süßer hätten schreiben und darbieten können.
Alle Punkte abgeräumt, und das bereits in der Einleitung? Respekt! Aber erst einmal ein paar Worte im Allgemeinen: STRANDGUT haben die klassische Zwei-Gitarren-, Bass- und Schlagzeug-Punkrock-Nummer ausgepackt, diese allerdings durch zwei besondere Kniffe extrem aufgewertet.
Sie singen nämlich (auf Deutsch übrigens), allesamt (Bass, du auch?), und die Dame des Hauses, namentlich die Eva, trägt mit ihrem exquisiten Organ (meint eine schöööne Singstimme) natürlich sehr zur Zunahme an Klangfarben bei.
Der Schlagzeuger übernimmt die melodischen Männerparts und die Frontsau Gunnar macht die so aufgeweichten Mädchenherzen dann mit seiner "Clint Eastwood singt bei KNOCHENFABRIK"-Röhre komplett zu schutzlosen Nacktschnecken im Garten des französischen Gourmets.
Räusper ... Mahlzeit. Natürlich singen die drei nicht bei jedem Song gemeinsam, wobei STRANDGUT gerade bei diesen Liedern ihre ganze Stärke hörbar machen. "Im Dunkeln" ist ein auf diese Weise funktionierendes Ding, bei dem alle drei Stimmen sich abwechselnd die Klinke in die Hand drücken und einen damit wirklich mitzureißen wissen.
Die Art und Weise, wie die Dame es im Übrigen unterlässt, Powerchords zu schrubben, zeichnet STRANDGUT bzw. ihre Musik noch einmal mehr aus. Helle, gezupfte Töne und überhaupt, mhhh, darf man das sagen? Gibt es das? Feminines Spiel? Nun ja, man vermag sich (hoffentlich) vorzustellen, was ich damit greifbar machen möchte.
Melodieverliebte Mädchengitarre? Klingt alles Scheiße ... Ich lasse es also. Toll in jedem Fall. Deutschpunk als Schublade reicht also so gar nicht aus und sogar deutscher Punkrock schafft es selten, so abwechslungsreich und nach von "privat" konsumiertem Indierock sozialisiert zu klingen.
Na los! Ab an den Strand, den Einheitsbrei ins Meer gekippt und die hübsch anzusehenden, angespülten Matrosen von STRANDGUT an Bord geholt, Zack! Und los geht das ... Aber aufpassen, dass der Rampenkasper nicht wieder von der Bühne fällt, ja?! WWW besuchen und antesten!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Jörkk Mechenbier
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Jörkk Mechenbier