STRAIGHT WHITE MALE

John Niven

John Niven ist Vielschreiber, sein letzter Roman „Das Gebot der Rache“ gerade mal ein Jahr her, und angeblich hat er ein paar weitere auf Halde. Der fiese Thriller vom letzten Jahr kam bei seinem Stammpublikum freilich nicht so gut an, das hat anscheinend mehr Spaß an den zynischen, zivilisationskritischen Texten, die sein bisheriges Schaffen sonst ausmachen.

Protagonist von „Straight White Male“ ist der Schriftsteller und Drehbuchautor Kenneth Marr, ein „heterosexueller weißer Mann“. Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend, schaffte der den Ausbruch aus dem spießigen Irland der Vorwirtschaftsblasenzeit, landete nach langer Dürrezeit einen Beststeller und ist seitdem gut im Geschäft, lebt in Los Angeles den „lifestyle of the rich and famous“.

Ein glücklicher Mann? Mitnichten. Steuerschulden drücken, Marr ist Alkoholiker und seit einer Weile eher gut in Prokrastination als im Schreiben, er ist beziehungsunfähig und sexbesessen – Niven muss es genossen zu haben, so ein Arschloch par excellence zusammenzudichten.

Dennoch läuft es für Marr weiterhin gut, seine Agentin und das Management pampern ihn, während er gegen seine Dämonen kämpft. Ein Hubert Selby hätte eine Figur wie Marr nun kaltlächelnd an die Wand laufen lassen, Niven hingegen, der bei der ganzen Story, wie man es an ihm liebt, aus viel eigener Erfahrung und Beobachtung zu schöpfen scheint, lässt den Bastard (genauso kaltlächelnd) auf die Füße fallen, ihn seine Lektion lernen, denn das ist die böse Botschaft: solche Arschlöcher wie Marr haben einfach immer Glück.

Und so bleibt der Schwanz dran, und wer weiß, Marr wird vielleicht sogar ein guter Mensch. Eigentlich schreit das nach einer Fortsetzung ... Niven ist und bleibt einer der unterhaltsamsten Popliteraten dieser Tage.