Die Lieblingsband traditioneller Skinheads, aber auch einer gewissen anonymen Internetgemeinde, schlägt zurück. Und wie! Mit perfektioniertem Sound und einer schonungslosen „Abrechnung“ gegen „diese Maden ohne Rückgrat“ machen die sechs Stomper endlich reinen Tisch.
„Angepisst statt angepasst“ spuckt Sänger Sebi seine Sicht der Dinge in 14 flott rockenden Songs aus den Boxen – direkt ins Gesicht. Nein, Schonkost und Weichspüler serviert die Band nicht.
Stattdessen setzt es eine verbale Tracht Prügel für die ewigen „Hetzer“ und die „Staatsgewalt“. Obendrein schickt die Band jeden, der nicht weiß, wie „Oi!“ buchstabiert wird „Back to Oi! school“.
Und auch wenn es die Stomper bisher vermieden haben, Grenzen klipp und klar zu definieren, sollte an der Gerüchtefront ab sofort Klarheit und Stille herrschen, denn „das ganze Nazipack soll jämmerlich krepieren“.
Die 1998 gegründete Band ist schon ein kleines Phänomen. Wie kaum eine zweite steht sie für thematischen Konservatismus und dem fortwährenden Glauben an den Skinhead Way of Life. Straßenkult hin, gelebte Konsequenz her, der Erfolg rechtfertigt das Festhalten an Traditionen.
Vom bekannt-bewährten Konzept, Dampframmensound trifft Stinkefingertexte, weicht die Band demzufolge auch auf ihrem viertem Album nicht ab. Vielmehr konzentriert man sich auf die Perfektionierung der eigenen Trademarks und verzichtet auf unnötigen musikalischen Ballast, lässt den Sound stattdessen satter und kompakter klingen.
Verantwortlich dafür sind messerscharfe Gitarren, mehrstimmige Chöre und geradliniges Schlagzeugspiel. Wie schon auf dem Minialbum „Antisocial!“ ist eine Entwicklung weg von Punk und hin zu Rock hörbar, ohne in lahme Bierzeltplattitüden zu verfallen.
Lauthals Mitgrölen ist trotzdem erlaubt. „Rock’n’Oi!“ eben. Der Titelsong, „Heartbeat“ feat. Lars Frederiksen (RANCID, OLD FIRM CASUALS), „Dekadenz“, „Abrechnung“ sowie der stadiontaugliche Opener „Kategorie Oi!“ werden sicher bald von „1000 Kehlen“ inbrünstig vorgetragen und zu neuen Szenehits avancieren.
Vielleicht aber auch „Bootboy“, denn hier hat sich die Band zu „Ohohoh-Backgroundgesängen“ in den Strophen hinreißen lassen, was für eine – wenn auch dezente – poppige Note sorgt. Um erst gar keine peinvollen Fragen aufkommen zu lassen, gibt es beim Cover des altehrwürdigen KFC-Hits „Knülle im Politbüro“ dann wieder eins mit dem Knüppel auf die Mütze.
Das schwülstige und selbstbeweihräuchernde „Intro“ hätte man sich, zugunsten der objektiven Meinungsbildung, aber gerne sparen können. Unnötiger Punktabzug! Vom Artwork her hätte es hingegen nicht passender sein können: black and (white and) beautiful.
Schlicht und einfach, geradeaus und der eigenen Tradition verpflichtet. Die CD-Version kommt im Pappschuber und das Vinyl via Crazy United Records im schwergewichtigen Klappcover. Halten wir fest: „...
bis hierher“ fasst zusammen und lässt vorausblicken und ist aufgrund seiner klaren Standpunkte sowie musikalischen Geschlossenheit nötiger Befreiungsschlag und die Behauptung des Szenestatus gleichermaßen.
Oi! (Diese Band war auf der Ox-CD #104 zu hören)
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