Das erste Mal, dass ich was vom holländischen Singer/Songwriter Ad Vanderveen höre, und dabei ist "Still Now" bereits sein 12. Album. Und dann direkt ein Doppelalbum: die eine CD mit kompletter Band eingespielt, die andere rein akustisch mit Gitarre, Harmonika und Piano, wo einem die ursprünglichen Versionen der zehn elektrisch verstärkten Songs von Disc 1 präsentiert werden.
Ich habe ja so meine grundsätzlichen Bedenken bezüglich Americana-Musik von europäischen Musikern, und wenn jemand wie Vanderveen auch noch so extrem nach Neil Young-Klon klingt, fragt man sich, wer diesen Typen überhaupt braucht.
Blue Rose sahen das wohl zuerst ähnlich, nahmen den Mann aber dennoch mit seinem achten Album "The Moment That Matters" unter Vertrag, das dann wohl auch seine Fans fand. Bei den ersten Songs der ersten Disc von "Still Now" muss man sich tatsächlich etwas beherrschen, um nicht direkt wieder abzuschalten, aber irgendwann gewöhnt man sich überraschenderweise daran, wie der Holländer sich hier bei Neil Young bedient - wobei er da ja nicht der Einzige ist -, dabei aber auf jeden Fall ein angenehm emotionalen Sound hinbekommt, der einem unmerklich doch richtiggehend unter die Haut kriecht.
"Still Now" gehört ganz sicher nicht zu den absoluten Highlights des Singer/Songwriter-Schaffens der letzten Zeit, dafür ist Vanderveen einfach zu unoriginell, aber er gleicht das zumindest bis zu einem gewissen Grad durch die Ehrlichkeit seiner Songs wieder aus - das merkt man vor allem bei den sehr intim klingenden und tief empfundenen Akustikversionen -, was seine Platte zu einem generell sehr angenehmen Hörerlebnis macht.
Allerdings frage ich mich gerade, wie denn jetzt, bitteschön, die anderen elf Platten von ihm klingen mögen? (7)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #78 Juni/Juli 2008 und Thomas Kerpen