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STERNENMÄDCHEN

Gilles Zeitschiff 2

In meiner Besprechung im letzten Heft zum wiederveröffentlichten Album „Planeten Sit-In“ von THE COSMIC JOKERS & STERNENMÄDCHEN hatte ich mich schon zu den Umtrieben von Rolf-Ulrich Kaiser geäußert, einem der wichtigsten und gleichermaßen umstrittensten Wegbereiter von Krautrock in Deutschland. Der gründete Labels wie Ohr und Pilz, bis er es sich dann mit den Releases seines letzten Labels Kosmische Kuriere mit so ziemlich allen Leuten verscherzte. Vor „Planeten Sit-In“ erschienen bereits die drei, ebenfalls 1974 veröffentlichten Platten „Galactic Supermarket“, „Gilles Zeitschiff“ und das unbetitelte THE COSMIC JOKERS-Debüt als Vinyl- und CD-Wiederveröffentlichung. Während die unter dem Namen THE COSMIC JOKERS veröffentlichten Platten noch ansprechenden abgespaceten Improvisationsrock boten, bei denen Kaiser psychedelische Jam-Sessions zu Platten zusammengebastelt hatte, die im Tonstudio von Dieter Dierks stattfanden, wovon die zugedröhnten beteiligten Musiker erst im Nachhinein erfuhren, war „Gilles Zeitschiff“ von STERNENMÄDCHEN dann eine wirre, von LSD-Experimenten und Timothy Leary-Begeisterung befeuerte Soundcollage, zu der Kaiser-Freundin Gille Lettmann ähnlich wirres Zeug brabbelte. Klaus Schulze, eines der Opfer von Kaisers Kreativität, platzte dann irgendwann der Kragen und er verklagte ihn, weswegen ein zweiter Teil von „Gilles Zeitschiff“ nicht mehr veröffentlicht wurde. Inzwischen ist „Gilles Zeitschiff 2“ doch noch auf CD und Vinyl erschienen und passenderweise Erich von Däniken gewidmet, den der Astrophysiker Harald Lesch mal als Hämorrhoide am Hintern der Wissenschaft bezeichnete. Der italienische Komponist Roberto Cacciapaglia, dessen erstes Album „Sonanze“ von 1975 von Kaiser produziert und auf Kosmische Kuriere veröffentlicht wurde, hat die Originalaufnahmen nachträglich kräftig überarbeitet. Heraus kam dabei erstaunlicher- und erfreulicherweise ein richtig gutes Album, wenn man ein Faible für die minimalistischeren elektronischen Arbeiten der Krautrock-Ära hat, und das im Gegensatz zu „Gilles Zeitschiff“ einen echten kompositorischen roten Faden besitzt, aber dennoch gut zu den anderen kosmischen beziehungsweise komischen Veröffentlichungen von Kosmische Kuriere passt.