MUNCH

Steffen Kverneland

Lars Fiske und Steffen Kverneland sind, wie bereits erwähnt, gute Freunde. Während beide für „Olaf G.“, der Biographie des norwegischen Karikaturisten, Malers und Grafikers Olaf Gulbransson, noch gemeinsam gearbeitet haben, bildet ihre Freundschaft hier wie auch in Fiskes „Herr Merz“ nur den reflexiven Rahmen.

„Wenn ich einen Roman über Munch machen würde, wär das Manuskript eine reine Collage von Zitaten. Ich will Munchs und Strindbergs Stimmen hören, kein langweiliges Referat!“, kündigt Kverneland darin vollmundig an.

Und setzt diese Idee dann genauso detailverliebt, aber zeichnerisch völlig anders als Fiske in diesem Band um. Auf fast 300 mit meist vollfarbigen Panels gefüllten Seiten erzählt Kverneland – immer mit einer leicht ironischen Distanz – Episoden aus Munchs Leben.

Zitate finden sich dabei nicht nur in Wortform, sondern werden auch optisch umgesetzt: die Stilwechsel sind zahlreich, detailgetreue Kopien von Munchs Originalen werden ebenso einmontiert wie Ausschnitte aus Fotos.

Auch zeitlich springt die Handlung und untermauert den erwünschten Effekt einer collageartig zusammengefügten Ansammlung von Zitaten. Gimmicks wurden natürlich auch versteckt: beispielsweise ist Munch garantiert nicht 1984 gestorben, ein Schelm, wer da an Orwell denkt ...

„Munch“ beleuchtet das Leben der Bohème um die Jahrhundertwende in Norwegen, Oslo und Berlin im Allgemeinen und das Leben der Bohemiens Munch und Strindberg im Speziellen: Man trinkt gerne und viel zu viel, liebt Kollegen und Frauen, die Eifersucht und Raserei, die Künstlerkneipe um die Ecke, manchmal auch die Unordnung, die Konfrontation und Diskussion und nicht zuletzt die Malerei.

Ob Kverneland und Fiske am Ende gar die Reinkarnationen von Munch und Strindberg sind?