Des Öfteren habe ich mich an dieser Stelle bereits über die vielfältigen Formen der Johnny Thunders-Leichenfledderei im Zeichen der NEW YORK DOLLS und HEARTBREAKERS ausgelassen, über Bourbon-Cola-Rebellen, die nur bei Mutti die Zeche prellen und sich an der Geschichte des CBGB und seiner prägenden Kapellen derart schamlos und uninspiriert bedienen, als wäre es ein Matratzenlager in Bocholt, das gerade Räumungsverkauf hat.
Nun endlich kann ich vermelden, dass drei Schlackse mit ordinärer Jeanshose und Handtellerbuttons dieser Schmach ein Ende setzen, noch dazu kommen sie aus Milwaukee, wo ja noch nicht einmal der Hund begraben ist.
Kommen wir zu den wegweisenden Unterschieden: Der selbe gleichgültig verzweifelte Schlotz in der Stimme des Sängers, wie ihn Stiv Bators zu „Disconnected“- und LORDS OF THE NEW CHURCH-Zeiten vorzuweisen hatte, dazu etwas Kautabak und dezent verstopfte Nase, kein aufgesetztes Junkie-Knurren von Sachbearbeitern bei der Zulassungsstelle, deren einzige Nadel die bei der Masern-Impfung war.
Eine Gitarre, die entspannt zwischen den Polen Thunders und Sudden zupft, ergänzt um von Bass und Schlagzeug getriebene Momente, die man auch von den ROLLING STONES (Siebziger Jahre, Frankreichurlaub), JACOBITES und mitunter CHEAP TRICK kennen könnte.
Da leuchten die Augen selbst durch Lou Reeds monströse Insektensonnenbrille.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Dirk Klotzbach