THE DISAPPEARANCE OF ALICE CREED ist das gelungene Spielfilmdebüt des Briten J Blakeson, der bisher als Drehbuchautor an dem recht überflüssigen THE DESCENT: PART 2 beteiligt war. Jedenfalls verdeutlicht sein Film schon mal sehr gut, wie wichtig eine clevere Eröffnungssequenz ist, in der der Zuschauer die beiden Entführer Vic (Eddie Marsan, der Inspektor Lestrade aus Guy Ritchies SHERLOCK HOLMES) und Danny bei ihren akribischen Vorbereitungen beobachten kann, um ein abgelegenes Haus für die Unterbringung eines Entführungsopfers zu präparieren.
Genauer gesagt die titelgebende Alice Creed, Tochter aus reichem Hause, die den beiden zwei Millionen Dollar Lösegeld einbringen soll. Möglicherweise hat man seit RESERVOIR DOGS nicht mehr so einen starken, meisterlich inszenierten ersten Akt eines Films gesehen, bei dem kein einziges Wort gesprochen wird, und der für eine mysteriöse Grundstimmung sorgt, die eine extreme Erwartungshaltung bezüglich des weiteren Verlaufs von SPURLOS aufbaut.
Ein Versprechen, das Blakeson allerdings nicht ganz einlösen kann, auch wenn er aus seinem, überwiegend in klaustrophobischer Enge spielenden Drei-Personen-Stück mit Hilfe von viel schwarzem Humor, überraschenden Twists und derben Schock-Momenten einen durchweg extrem spannenden Thriller machen konnte, der gegen Ende etwas über seine hochgesteckten Ambitionen stolpert.
Alice Creed wird von Gemma Arterton gespielt, die vor allem als Bond-Girl bekannt ist, mir bisher dennoch nicht weiter aufgefallen war, hier aber definitiv mehr als Eye Candy ist und deutlich zum Gelingen des Films beiträgt.
Letztendlich lautet die nicht ganz neue Botschaft von Blakesons viel versprechendem Debüt, dass der perfekteste Plan nichts nützt, wenn der menschliche Faktor dabei nicht beherrschbar ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Thomas Kerpen