Sie waren so nah dran am Erfolg, wie es nur geht. Und trotzdem haben sie es nicht geschafft. Sie wurden keine Rockstars, blieben nur kleine Asteroiden. Warum eigentlich? 1965 war die Zeit überreif für sie, in San Francisco und L.A.
brodelte die Folkrock-Szene, etwas düsterere, aber seelenverwandte Musik schufen zur gleichen Zeit VELVET UNDERGROUND in New York. Und aus ebendieser Stadt kam das Angebot, das ihre Karriere so richtig hätte ankurbeln können.
Sie spielten dort eine Probesession im Atlantic-Studio, zu der Zeit eines der besten der Welt. Ahmet Ertegun, der Boss von Atlantic überwachte die Session, war völlig begeistert von den melancholischen (manche würden "moody" dazu sagen) Popsongs.
Und er bot ihnen einen Traumvertrag an: Riesiger Vorschuss, komplette künstlerische Kontrolle, mehr als ordentliche Verkaufsbeteiligung, alles wovon eine Band damals (und heute immer noch) träumen könnte.
Und was sagt Ted Lucas, Sänger und Gitarrist und Songschreiber dazu? "Ich arbeite doch nicht für einen verf***en Türken ..." Das war's dann mit dem Erfolgaussichten der SPIKE DRIVERS. Glücklicherweise haben sie dennoch eine Hand voll fantastischer Songs aufnehmen können, zudem im Chess Studio, auch ein für damalige Verhältnisse hypermodernes Aufnahmestudio.
Und sie hätten damit wirklich groß werden können, größer als JEFFERSON AIRPLANE, GRATEFUL DEAD und LOVIN' SPOONFUL zusammen. Schade, das Material ist teilweise atemberaubend gut, das fast sechsminütige "Strange mysterious sounds" ist quasi die Blaupause für die MAHARAJAS, und "Baby can I wear your clothes" mäandert geschickt zwischen britisch beeinflusster Veaudeville-Singalong-Tradition und nihilistischem NYC-Freakouts à la Velvets.
Sehr eigenständige Songs, nur manchmal nervt die Sängerin etwas. Man kann nur ahnen, was für ein Hammeralbum sie hätten zusammengeschraubt haben könnten, hätte Ted Lucas damals nur sein xenophobes Schandmaul gehalten.
Kismet eben ... (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #67 August/September 2006 und Gereon Helmer