SPIDER-MAN 2.1

Dass Sony Pictures jetzt erneut den bereits drei Jahre alten SPIDER-MAN 2 als DVD auf den Markt bringt, hat wohl vor allem mit dem Umstand zu tun, dass SPIDER-MAN 3 bereits in den Startlöchern steht. Eine Special Edition gab es bereits schon und im Free-TV läuft der Film mittlerweile auch, aber es gibt ja zufälligerweise noch einen um acht Minuten längeren Extended Cut, der jetzt mit neuem Bonusmaterial als SPIDER-MAN 2.1 erscheint.

Um es mal vorauszuschicken, wer bereits eine Fassung von Raimis Film im Schrank stehen hat, braucht diese Version wirklich nicht, denn angesichts der eh schon epischen Länge von gut zwei Stunden fallen die zusätzlichen Minuten nicht weiter auf.

Dabei handelt es sich um Szenen, die bisher nur im amerikanischen Fernsehen zu sehen waren, darunter eine verlängerte Szene von Mary Janes und Peters Zusammentreffen beim Müllrausbringen, wo sie ihm offenbart, dass sie mit einem anderen Mann zusammen ist.

Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang gewesen, dass man vielleicht direkt den blöden Zensurschnitt aller nicht-amerikanischen Fassungen beseitigt hätte, wo eine Kopfnuss gegen einen Faustschlag ausgetauscht wurde, aber nichts da ...

Gesehen haben sollte man SPIDER-MAN 2 so oder so, handelt es sich doch um eine der besten Comic-Verfilmungen der letzten Jahre, und das sage ich, obwohl ich den ersten Teil überhaupt nicht mochte, dessen Computereffekte nicht überzeugen konnten, ganz zu schweigen von der generell schwachen Mischung aus Drama, Action und Komödie, und dem affigen Kostüm des Green Goblin.

Aber bei SPIDER-MAN 2 konnte man eine tatsächliche Weiterentwicklung feststellen, das war der Peter Parker, den ich sehen wollte, ein eigentlich ganz normaler Typ, hin und her gerissen zwischen seinem Dasein als Superheld und dem als durchschnittlicher Student und seinen Schuldgefühlen wegen des Todes seines Onkels.

Deshalb ist SPIDER-MAN 2 in der ersten Stunde auch überwiegend ein Drama über die nur zu menschlichen Konflikte des Peter Parker, der schließlich sogar seine Superhelden-Existenz komplett aufgibt.

Als sein Gegenspieler fungiert mit Doc Ock eine ähnliche tragische Figur, die Sorte Mad Scientist, die Opfer der eigenen Erfindung wird. Und dann gibt es nach wie vor Menschen wie J. Jonah Jameson, Chefredakteur des Daily Bugle, oder Peter Parkers Freund Harry Osborn, der Sohn des von Spider-Man getöteten Green Goblin, die Spider-Man für einen Mörder und Verbrecher halten und eben nicht für einen strahlenden Helden.

Und auch die Beziehung zu seiner Tante May und Mary Jane (eine ungemein verletzlich wirkende Kirsten Dunst) bekommen eine tiefergehende Dimension. Im Vergleich zu einem albernen Kasperletheater wie FANTASTIC FOUR ist SPIDER-MAN 2 ein wirklich ernstzunehmender Film mit einem Herz und einer Seele, einer echten menschlichen Dimension, auch wenn er manchmal Gefahr läuft, allzu kitschig zu werden, aber einen dabei immer noch erstaunlich stark emotional berührt.

Und auch die Actionsequenzen besitzen eine Qualität und einen Realismus, die der erste Teil noch nicht besaß, vor allem bei den Auftritten von Doc Ock, dessen mechanische Arme tatsächlich ein Eigenleben zu führen scheinen.

SPIDER-MAN 2 ist zwar immer noch ein typischer Blockbuster, aber einer der intelligenteren Sorte, hinter dessen vordergründigem Unterhaltungsanspruch es auch noch diverse andere Ebenen zu entdecken gibt.

Wie sagt May Parker an einer Stelle doch so schön: „I believe there’s a hero in all of us, that keeps us honest, gives us strength, makes us noble, and finally allows us to die with pride, even though sometimes we have to be steady, and give up the thing we want the most.

Even our dreams.“ Und dafür ist Spider-Man/Peter Parker in der gesamten Comicwelt wohl das wirklich schönste Beispiel, wo der Superheld eben auch immer Mensch ist, was Raimi mit diesem Film hervorragend umsetzen konnte.